Multivitamine ohne Einfluss auf Lebensdauer
Die Einnahme von Multi-Vitamin-Präparaten zur Krankheits-Vorbeugung ist weit verbreitet. In einer zusammenfassenden Analyse wurden die langfristigen Effekte auf die Sterblichkeit untersucht. Dazu wurden die Daten von mehr als 390.000 gesunden Personen über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren erfasst. In diesem Zeitraum waren rund 164.000 Personen verstorben. Die Einnahme von Multivitamin-Präparaten hatte dabei keinen Einfluss auf die Lebensdauer der Teilnehmer.
Kommentar: Allerdings handelt es sich nicht um eine randomisierte Untersuchung, sodass ein kausaler Zusammenhang nicht belegt ist. So führen die Autoren aus, dass das Ergebnis möglicherweise durch andere Effekte verfälscht sein könnte. Zum einen könnte es sein, dass besonders Gesundheits-bewusste Personen verstärkt Multivitamin-Präparate eingenommen haben. Bei diesem Personenkreis ist davon auszugehen, dass auch auf ausreichend körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, Vermeidung von Nikotin und Alkohol geachtet wird (sog. "Healthy user"-Effekt). Dagegen ist auch nicht auszuschließen, dass Personen mit auftretenden Erkrankungen vermehrt auf Multivitamine zurückgegriffen haben ("Sick user"-Effekt).
Olivenöl gegen Demenz-Tod
In einer Untersuchung der Harvard-Universität wurden bei mehr als 92.000 Teilnehmern alle 4 Jahre die Ernährungs-Gewohnheiten mit Hilfe eines Fragebogens erfasst. Die Teilnehmer wurden über 28 Jahre begleitet. Diejenigen, die täglich mehr als 7g (etwa 1,5 Teelöffel) Olivenöl zu sich nahmen, hatten im Vergleich zu denen, die nur selten Olivenöl konsumierten, ein 28% geringeres Risiko im Zusammenhang mit einer Demenz zu versterben.
Kommentar: Olivenöl ist reich an ungesättigten Fettsäuren und sog. Polyphenolen und mit anti-oxidativen und auch anti-entzündlichen Eigenschaften verbunden. Die Verwendung von Olivenöl ist wesentlicher Bestandteil der sog. Mittelmeer-Diät. Diese wird allgemein in der Herz-Kreislauf-Medizin zur Prävention von Herzinfarkten und Schlaganfällen empfohlen.
Cholesterin schon bei Kindern wichtig
In einer aktuellen Untersuchung konnte bei erhöhtem Non-HDL-Cholesterin (Gesamt-Cholesterin minus HDL-Cholesterin) in der Kindheit ein langfristig erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen nachgewiesen werden. Dies galt aber nur, wenn pathologische Cholesterin-Werte sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenen-Alter vorlagen. Dann zeigte sich langfristig ein doppelt so hohes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall). Wenn aber in der Kindheit auffällige Cholesterin-Werte im Erwachsenen-Alter nicht mehr bestanden, war langfristig kein erhöhtes Risiko nachweisbar.
Kommentar: Das Non-HDL-Cholesterin gilt ebenso wie das LDL-Cholesterin ('schlechtes Cholesterin') als Risiko-Faktor für kardiovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Untersuchungs-Ergebnisse belegen die Bedeutung des Cholesterin-Stoffwechsels schon in der Kindheit. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass durch frühes Erkennen und rechtzeitiges Gegensteuern das Risiko vermindert werden kann. Das geplante 'Herz-Gesetz' von Minister Lauterbach geht damit in die richtige Richtung (siehe auch aktuellen Herz-News-Beitrag im Abschnitt "Prävention")
Darm-Bakterien bauen Cholesterin ab
Das Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit der Mikro-Organismen, die den Darm bei Menschen und Tieren besiedeln. Aktuell wurden die Stuhl-Proben und Blut-Proben von mehr 1400 Teilnehmern der sog. Framingham-Studie in den USA untersucht. Dabei zeigte sich, dass bestimmte Bakterien (Oscillibacter-Bakterien) Cholesterin abbauen können, sodass es nicht mehr vom Körper aufgenommen werden kann. Teilnehmer mit größeren Anteilen von Oscillibacter-Bakterien hatten geringere Cholesterin-Konzentrationen im Stuhl und im Blut.
Kommentar: Die sehr vielversprechenden Ergebnisse könnten zukünftig durch gezielte Beeinflussung des Mikrobioms dazu beitragen, den Cholesterin-Spiegel zu senken. Bis dahin stehen Lebensstil (Sport, Ernährung) und ggf. die bisher verfügbaren Medikamente als Optionen zur Senkung des Cholesterin-Spiegels zur Verfügung.
Flexitarier im Vorteil
In einer aktuellen Untersuchung wurde bei mehr als 94 gesunden Teilnehmern (Alter 25-45 Jahre) eine flexitarische Ernährung (hier definiert als Konsum von weniger als 50 g Fleisch-Produkten am Tag) mit einer veganen Ernährung und einer Ernährung ohne Beschränkung des Fleisch-Konsums verglichen. Bei Flexitariern und Veganern fanden sich Vorteile im Hinblick auf Insulin-Spiegel, sowie geringere Fett-Parameter (Neutralfette, Cholesterol und LDL-Cholesterol). Auch zeigten sich bei Flexitariern geringere Anzeichen von Übergewicht (BMI und Bauch-Umfang) sowie Hinweise auf eine bessere Elastizität der Arterien.
Kommentar: Flexitarier verzichten im Gegensatz zu Veganern und Vegetariern nur teilweise auf Fleisch und Fleisch-Produkte. Gleichwohl konnte in dieser Untersuchung auch für Flexitarier eine deutliche Verbesserung der kardiovaskulären Risiko-Faktoren nachgewiesen werden. Die hier angegebene Definition (weniger als 50 g Fleisch am Tag) entspricht etwa den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (300-600 g pro Woche in Abhängigkeit vom Kalorien-Bedarf). Auch besteht bei Flexitariern eine meist ausreichende Versorgung mit Vitamin B12, Vitamin D, Eisen, Jod und Eiweiß.
Auch Vitamin B3 im rechten Maß !
Niacin, auch unter dem Namen Nicotinsäure/Nicotinamid oder Vitamin B3 bekannt, ist für verschiedene Vorgänge des Energie-Stoffwechsels des Körpers von Bedeutung. Während die Folgen eines Vitamin-Mangels gut bekannt sind (siehe Kommentar) wurden in der aktuellen Studie auch die Auswirkungen hoher Vitamin-Spiegel untersucht. Dazu wurden die Serum-Spiegel bestimmter Niacin-Abbau-Produkte im Hinblick auf das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei mehr als 3000 Teilnehmern ermittelt. Im Verlauf von 3 Jahren traten bei hohen Spiegeln der Abbau-Produkte vermehrt kardiovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkte auf. Weitere Untersuchungen ergaben, dass ursächlich Entzündungs-Prozesse in Blutgefäßen dafür verantwortlich sein könnten.
Kommentar: Niacin kann in der Leber aus der Aminosäure Tryptophan gebildet werden, wird aber überwiegend mit Nahrungsmitteln aufgenommen (bes. Fleich, fetter Fisch, Vollkorn- oder Milchprodukte, Eier, Erdnüsse, Pilze). Auch die Einnahme mit Nahrungs-Ergänzungsmitteln ist verbreitet.
Ein Mangel wird besonders bei Personen beobachtet, die sich einseitig von Mais und/oder Hirse ernähren. Auch treten Mangel-Erscheinungen gelegentlich bei schwer Leberkranken, Alkohol-Abusus, chronischem Durchfall oder Magersucht auf. Typische Folgen sind entzündliche Hautveränderungen (Pellagra), Durchfall und neurologische Schäden bis hin zur Demenz. Ein Mangel sollte also vermieden werden. Die o.g. Untersuchung zeigt aber, dass eine unkritisch überhöhte Einnahme auch mit Risiken behaftet sein kann. Eine tägliche Zufuhr von etwa 15 mg für Männer und etwa 12 mg für Frauen ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ausreichend und kann mit einer ausgewogenen Ernährung erreicht werden.
Die Behandlung von Störungen des Fett-Stoffwechsels mit Nicotinsäure-Präparaten hat wegen möglicher Nebenwirkungen (Flush, Rötung der Gesichtshaut) keine weite Verbreitung gefunden.
Vegetarier durch Zeckenbiss
Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) weist auf das Risiko einer Fleisch-Allergie durch Zecken hin. Ausgelöst wird die Allergie durch die sogenannte Lone Star-Zecke, benannt nach dem Stern-ähnlichen Muster auf dem Rücken der Zecke. Diese Zeckenart ist in den USA weit verbreitet. Die Zecken nehmen bei ihren Mahlzeiten das in den meisten Säugetieren (u.a. Rind, Schwein, Lamm, Wild) enthaltene Zuckermolekül Alpha-Gal auf. Wird später ein Mensch von der Zecke gebissen, so kann dieses Zuckermolekül auf den Menschen übertragen werden. Da Alpha-Gal normalerweise im Menschen nicht vorkommt, kann es zu einer Immunreaktion mit Bildung von Antikörpern gegen Alpha-Gal kommen. Den Betroffenen droht dann wenige Stunden nach einer Fleischmahlzeit eine heftige allergische Reaktion (zum Beispiel Hautausschlag, Luftnot, Schwellung von Lippen, Zunge, Rachen oder Magen- Darm-Beschwerden wie Durchfall). Alpha-Gal ist auch in Milch und Milchprodukten, Schmalz und Gelatine, jedoch nicht in Fisch und Geflügel enthalten.
In den USA sind bereits rund hunderttausend Menschen von dem Alpha-Gal-Syndrom betroffen. Darüber hinaus wird eine hohe Dunkelziffer von bis zu einer halben Million Menschen vermutet. Eine Behandlung gibt es bisher nicht, sodass die Betroffenen bisher nur die entsprechenden Fleisch- und Milchprodukte meiden können. Der hier heimische Holzbock wird ebenfalls verdächtigt, eine Fleisch-Allergie auslösen zu können. Aus Österreich ist bereits 2019 über einzelne Fälle berichtet worden.
Kommentar: Neben der Vermeidung von Borreliose und FSME lässt sich auch dem Alpha-Gal-Syndrom am besten durch effektive Schutz-Maßnahmen vor Zeckenbissen vorbeugen.
Lp a als Turbo für Atherosklerose
Lipoprotein a (Lp a) ist neben Cholesterin und Neutralfetten ein weiterer Bestandteil der Blutfette und wird ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für atherosklerotische Komplikationen in Verbindung gebracht.
In einer aktuellen Studie wurden bei 274 Teilnehmern die Koronar-Arterien mittels CT-Angiographie im Abstand von 10 Jahren zweimal untersucht. Bei Teilnehmern mit anfangs erhöhten Werten für Lipoprotein a war das Volumen von atherosklerotischen Ablagerungen (Plaques) beim 1. CT bereits 1,8-fach größer als bei Teilnehmern mit normalem Lp a. Beim 2. CT war das Plaque-Volumen sogar 3,3-fach größer. Bei Patienten mit erhöhtem Lp a zeigt sich also ein beschleunigtes Fortschreiten der Atherosklerose. Auch traten im Verlauf doppelt so häufig Gefäß-Komplikationen wie z.B. Herzinfarkte auf.
Kommentar: Das Lp a ist anders als Cholesterin oder Triglyceride (Neutralfette) nur wenig durch Ernährung oder Medikamente beeinflussbar. Andere Risiko-Faktoren wie z.B. das LDL-Cholesterin sollten daher bei diesen Patienten besonders sorgfältig eingestellt werden. Vielversprechende Substanzen zur Senkung des Lp a befinden sich aber in klinischer Erprobung, sodass in naher Zukunft auch für diese Patienten eine wirksame Therapie zur Verfügung stehen dürfte.
Süßmittel als Herz-Risiko?
Aktuell wird der Zucker-Austauschstoff Erythrit (Erythritol) mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle in Verbindung gebracht.
In einer aktuellen Studie gingen hohe im Vergleich zu geringen Blutspiegeln mit einer Verdoppelung des Risikos für Herzinfarkte und Schlaganfälle einher. Auch konnte gezeigt werden, dass die Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) erhöht wird. Dadurch könnte sich die erhöhte Gefährdung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen erklären.
Kommentar: Allerdings handelt es sich hierbei um sog. Assoziations-Studien, ein kausaler Zusammenhang ist bisher nicht bewiesen, sodass weitere
Untersuchungen erforderlich sind. Zucker-Austauschstoffe wie Erythrit sind süß schmeckende Verbindungen, die als Lebensmittel-Zusatzstoffe verwendet werden. Zusammen mit den Süßstoffen
(z.B. Aspartam, Cyclamat u.a.) bilden sie die Gruppe der Süßungsmittel.
Diät: Verzicht auf Frühstück?
Der Verzicht auf das Frühstück ist als Diät-Strategie verbreitet. In einer aktuellen Untersuchung wurden bei 16 übergewichtigen Teilnehmern im Abstand von mehreren Wochen zwei unterschiedliche Ernährungs-Strategien untersucht. Die Teilnehmer verbrachten jeweils 6 Tage in einem Einzelzimmer in der Klinik. Einmal erhielten sie das Frühstück gegen 09:00 Uhr, das Mittagessen gegen 13:00 Uhr und das Abendessen etwa um 17:20 Uhr. Beim nächsten Durchgang fiel das Frühstück aus, Mittag- und Abendessen blieben unverändert, zusätzlich gab es nochmal ein Nachtmahl um 21:30 Uhr. Bei beiden 6-Tage-Zyklen erhielten die Teilnehmer die gleiche Menge an Kalorien, die allerdings auf den persönlichen Bedarf abgestimmt war. Die Teilnehmer wurden angehalten, ihre Mahlzeiten vollständig zu verzehren. Bei Verzicht auf das Frühstück trat phasenweise etwa doppelt so häufig ein Hungergefühl auf. Auch kam es zu Veränderungen von Appetit- regulierenden Hormonen wie dem Leptin und Ghrelin (erhöhtes Verhältnis des Quotienten von Ghrelin/Leptin). Die Kalorien wurden vermehrt in das Fettgewebe eingebaut.
Kommentar: Bei gleichbleibender Kalorien-Aufnahme führt der Verzicht auf das Frühstück zugunsten einer späteren Mahlzeit am Abend zu verstärktem Hungergefühl und positiver Energie-Bilanz mit vermehrter Bildung von Fettgewebe. Die Studie liefert einen Beleg dafür, dass der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme bei gleichbleibender Kalorien-Menge von Bedeutung ist. Die Daten unterstützen die alt-bekannte Ernährungs-Empfehlung: "Morgens wie ein Kaiser..........und abends wie ein Bettelmann".
Statine besser als Nahrungsergänzungsmittel
Die medikamentöse Senkung des LDL-Cholesterins (schlechtes Cholesterin), in erster Linie mit sog. Statinen, ist für Patienten mit atherosklerotischen Gefäß-Erkrankungen etabliert. Nicht selten bevorzugen Betroffene aber alternativ die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zur Beeinflussung des Cholesterin-Stoffwechsels.
In einer aktuellen Studie erhielten 199 Erwachsene entweder ein Statin in geringer Dosierung (Rosuvastatin 5mg), ein Placebo oder ein Nahrungsergänzungsmittel (Fischöl, Zimt-Kapseln, Knoblauch-Kapseln, Kurkuma-Pulver, Pflanzen-Sterole, roter Reis). Die Zuteilung zu den Behandlungs-Gruppen erfolgte randomisiert (zufallsmäßig, wie beim Werfen einer Münze). Nach 28 Tagen hatte das LDL-Cholesterin in der Statin-Gruppe um 38% abgenommen. In der Placebo-Gruppe und bei Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zeigte sich keine wesentliche Abnahme.
Kommentar: Im Vergleich zu den Nahrungsergänzungsmitteln konnte mit einer gering dosierten Statin-Therapie eine wesentlich bessere Senkung des Cholesterins erreicht werden. Darüber hinaus ist für Statine auch gut belegt, dass Herz-Kreislauf-Komplikationen (z.B. Herzinfarkte) vermieden werden können.
Honig verbessert Stoffwechsel
Aktuell wurden Studien zusammenfassend ausgewertet, die den Einfluss von Honig auf den Stoffwechsel untersuchten. Honig-Verzehr ging bei den rund 1100 Teilnehmern mit günstigen Veränderungen des Stoffwechsels einher. Dazu zählte eine Abnahme des Blutzuckers, des LDL-Cholesterins (Schlechtes Cholesterin), der Triglyceride (Neutralfette) und Zunahme des HDL-Cholesterins (Gutes Cholesterin). Besonders die hier untersuchten mono-floralen Honigsorten (Akazien-Honig, Klee-Honig) sowie roher Honig zeigten günstige Ergebnisse.
Kommentar: Honig enthält neben den Haupt-Zucker-Arten wie Glucose und Fruktose zu etwa 15% zahlreiche andere Zucker-Arten mit vermuteten positiven Eigenschaften. Darüber hinaus werden weiteren Bestandteilen des Honigs wie Aminosäuren, Vitaminen, Polyphenolen und anderen günstige Wirkungen zugeschrieben. Die Forscher wollen sich in zukünftigen Studien mit anderen mono-floralen Honigsorten (diese bestehen ganz überwiegend aus dem Nektar einer Blüten-Sorte) sowie dem Einfluss von Verarbeitungs-Prozessen auseinandersetzen.
Schwarzer Tee mit günstiger Langzeit-Wirkung
Auf gesundheits-fördernde Aspekte von grünem Tee ist wiederholt hingewiesen worden. Aktuell wurden rund 500.000 Teilnehmer der UK-Biobank über ihren Konsum von (überwiegend schwarzem) Tee befragt. Die Teilnehmer wurden über 11 Jahre begleitet. Im Vergleich zu Personen, die keinen Tee tranken, konnte bei Teilnehmern mit einen Konsum von mindestens 2 Tassen Tee pro Tag eine bis zu 13% geringere Sterblichkeit festgestellt werden. Der Zusatz von Zucker, Milch oder auch begleitender Kaffee-Genuss hatten keinen Einfluss auf das Ergebnis.
Kommentar: Es wird spekuliert, dass anti-oxidative und entzündungs-hemmende Wirkungen bestimmter Inhaltsstoffe wie z.B. den sog. Catechinen für die günstigen Effekte verantwortlich sind. Die Daten bedürfen aber einer Bestätigung durch weitere Studien.
Kaffee-Trinker leben länger
In einer aktuellen Studie wird über den langfristigen Einfluss von Kaffee-Konsum berichtet. Dazu wurden rund 450.000 Teilnehmer der UK-Biobank nach Ihrem Kaffee-Konsum befragt und über 12 Jahre begleitet. Es wurde zwischen gemahlenem Kaffee (z.B. Filter-Kaffee, Cappuccino etc.) löslichem Kaffee und koffein-freiem Kaffee unterschieden. Im Beobachtungs-Zeitraum traten weniger kardiovaskuläre Komplikationen wie Schlaganfälle und Herzinfarkte bei Kaffee-Trinkern auf. Auch lebten Kaffee-Trinker länger. Im Vergleich zu Nicht-Trinkern zeigte sich der günstigste Effekt bei einem moderaten Konsum von 1-3 Tassen täglich. Insgesamt bestand ein geringeres Sterberisiko von 14%, 27% bzw. 11% bei Konsum von koffeinfreiem Kaffee, gemahlenem oder löslichem Kaffee.
Kommentar: Welche der zahlreichen biologisch aktiven Inhaltstoffe des Kaffees für die günstigen Effekte verantwortlich sind, konnte mit dieser Untersuchung noch nicht herausgearbeitet werden. Offensichtlich sind sie aber weitgehend unabhängig von Koffein.
Mit Vitamin D gegen Entzündungen
Bei Entzündungs-Prozessen im Körper steigt das sog. C-reaktive Protein (CRP) im Blut an. Aktuell konnten Forscher bei mehr als 290.000 Teilnehmern der UK-Biobank einen Zusammenhang zwischen dem CRP und dem Vitamin D-Spiegel nachweisen. Mit zunehmendem Vitamin D-Spiegel nahm das CRP ab. Bei Vitamin D-Spiegeln über den Normbereich hinaus war keine weitere Abnahme des CRP nachweisbar. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Behandlung eines Vitamin D-Mangels zu einer Abnahme von Entzündungs-Reaktionen des Körpers beitragen kann.
Kommentar: Zahlreiche Erkrankungen (Infektionen, rheumatische Erkrankungen, Tumor-Erkrankungen aber auch Gefäßkrankheiten im Rahmen der Atherosklerose) gehen mit einer chronischen Entzündungs-Reaktion einher. Auch in diesem Zusammenhang könnte sich die Behebung eines Vitamin D-Mangels günstig auswirken.
Macht jeder Alkohol einen 'Bauch' ?
Mit jedem Gramm Alkohol werden auch rund 7 Kcal aufgenommen. Dennoch ist ein Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Übergewicht nicht gesichert. In einer aktuellen Untersuchung wurden mehr als 1800 Teilnehmer der UK-Biobank nach ihrem Alkohol-Konsum befragt. Dabei wurde zwischen Bier, Spirituosen, Rotwein und Weißwein unterschieden. Auch wurde die Körper-Zusammensetzung insbesondere im Hinblick auf die Menge des besonders ungesunden Bauchfetts (viscerales Fett) mit Hilfe eines Röntgen-Verfahrens (DXA) ermittelt. Je größer der Bier- oder Spirituosen-Konsum der Teilnehmer war, umso größer war die Menge des gemessenen visceralen Fetts. Dagegen konnte für Weinkonsum kein solcher Zusammenhang nachgewiesen werden, speziell im Fall von Rotwein ergab sich sogar eine Tendenz zu weniger Bauchfett.
Kommentar: Die Ergebnisse scheinen den redensartlichen 'Bierbauch' zu bestätigen. Der ungünstige Einfluss von Bier könnte auf den relativ hohen Gehalt an Kohlenhydraten zurückzuführen sein. Allerdings handelt es sich bei der o.g. Untersuchung um eine sog. Querschnitt-Studie, sodass ein kausaler Zusammenhang nicht bewiesen werden kann. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die hier untersuchten Bier- oder Spirituosen-Trinker sich im Durchschnitt weniger gesund ernähren oder verhalten (z.B. im Hinblick auf Sport).
Cholesterin-Senker: Mono-Therapie oder Kombi?
Zur Senkung eines erhöhten Cholesterin-Spiegels werden in erster Linie sog. Statine empfohlen. Um den gewünschten Zielbereich der Cholesterin-Senkung zu erreichen, sollte nach geltender Lehrmeinung zunächst die Statin-Therapie bis zur Maximal-Dosis gesteigert werden. Erst wenn das angestrebte Ziel damit allein nicht erreicht wird, sollte zusätzlich ein zweites Präparat, in der Regel Ezetimib, eingesetzt werden. Während Statine die Cholesterin-Synthese in der Leber beeinflussen, verhindert Ezetimib die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm. Aktuell wurden bei rund 3800 Patienten mit atherosklerotischer Gefäß-Erkrankung zwei verschiedene Therapie-Konzepte verglichen. Die Patienten wurden den beiden Therapie-Gruppen randomisiert zugeteilt, d.h. zufallsmäßig, wie beim Werfen einer Münze. Eine Gruppe erhielt ein Statin in hoher Dosis (20 mg Rosuvastatin), während die andere Gruppe ein Statin in mittlerer Dosis (10 mg Rosuvastatin) in Kombination mit 10 mg Ezetimib erhielt.
Im Verlauf von drei Jahren ergab sich in Bezug auf kardiovaskuläre Komplikationen (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall) mit 9,9 gegenüber 9,1% kein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Das Ausmaß der erreichten Cholesterin-Senkung war mit der Kombination größer. Ein Therapie-Abbruch oder eine Dosis-Reduktion wegen Nebenwirkungen war mit 4,8 gegenüber 8,2 % bei der Kombinations-Therapie seltener erforderlich.
Kommentar: Nach vorliegenden Daten scheint es vorteilhaft zu sein, schon früh verschiedene Wirkstoffe zu kombinieren und nicht eine Substanz bis zur Maximaldosis auszureizen. Von zahlreichen Medikamenten ist bekannt, dass Nebenwirkungen mit zunehmender Dosis häufiger auftreten. Inwieweit die Ergebnisse auch für andere Statine und unterschiedliche Dosierungen zutreffen, müssen zukünftige Untersuchungen zeigen. Auch bleibt abzuwarten, wie sich Leitlinien-Empfehlungen zu diesem Thema positionieren.
Hände weg vom Salz-Streuer!
Bei mehr als 500.000 Personen war die Häufigkeit des Zusalzens während der Mahlzeiten am Tisch ermittelt worden. Die Verwendung von Salz beim Kochen wurde hier nicht untersucht. Die Teilnehmer wurden über 9 Jahre begleitet. Mit zunehmender Häufigkeit des Zusalzens nahm die Rate an vorzeitigen Todesfällen (Tod vor dem 75. Lebensjahr) stetig zu. Im Vergleich zu Personen, die nie/selten zusätzlich Salz verwendeten, war da Risiko bei Personen, die praktisch immer zusätzlich Salz einsetzten, um 28% erhöht. Für 50-Jährige ging das mit einer kürzeren Lebens-Erwartung von 1,5 bzw. 2,3 Jahren von Frauen und Männern einher. Das Risiko war deutlich geringer, wenn die Teilnehmer auch häufig Kalium-reiche Lebensmittel wie Obst und Gemüse verzehrten.
Kommentar: Die Ergebnisse weisen auf das erhöhte Risiko bei regelmäßigem Zusalzen mit Natrium-Salzen. Offensichtlich kann durch kaliumreiche Lebensmittel das Risiko wesentlich verringert werden.
Mit Omega-3 gegen Alzheimer?
Bei rund 1500 Teilnehmern im Alter >65 Jahre und ohne Demenz wurde die Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) im Blut gemessen. Im Verlauf über mehr als 7 Jahre hatten Teilnehmer mit hohen Blutspiegeln (oberste 20%) ein rund 50% geringeres Risiko an Alzheimer zu erkranken als die Teilnehmer mit den geringsten Blutwerten (unterste 20%). Anders ausgedrückt waren den Personen mit den hohen Blutspiegeln im Mittel weitere 4,7 Lebensjahre ohne Alzheimer vergönnt.
Kommentar: Zu den bekannteren Omega-3-Fettsäuren zählen Eicosapentaensäure (EPA), Docosahexaensäure (DHA) sowie Alpha-Linolensäure (ALA). EPA und DHA sind hauptsächlich in fettem Fisch (Lachs, Hering, Makrele, Thunfisch, Heilbutt, Krill) und einigen Mikroalgen wie z.B. Spirulina- und Chlorella- Algen enthalten. Alpha-Linolensäure (ALA) kommt besonders in pflanzlichen Lebensmitteln (Leinsamen, Walnüsse, Hanfsamen, Chiasamen und entsprechende Öle, aber auch Raps- und Soja-Öl) vor. Während der Körper ALA nicht selbst herstellen kann und daher auf die ständige Zufuhr mit der Nahrung angewiesen ist, kann er EPA und DHA in geringen Mengen aus ALA selbst herstellen. Neben der Zufuhr mit Nahrungs-Mitteln sind Omega-3-Fettsäuren in Form von Nahrungs-Ergänzungsmitteln verbreitet. Bezüglich der genauen Zusammensetzung aber auch wegen möglicher Nebenwirkungen (z.B. Beeinflussung der Blutgerinnung) sollten die Präparate nur in enger ärztlicher Absprache eingenommen werden. Interessanterweise wird im Zusammenhang mit der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in letzter Zeit insbesondere für Eicosapentaensäure (EPA) eine hervorgehobene Rolle diskutiert.
Vitamine fürs Herz?
Viele Menschen nehmen regelmäßig Nahrungs-Ergänzungsmittel wie Vitamine und Mineral-Stoffe ein. Eine Gruppe von US-Experten hat aktuell die bisher vorliegenden Studien zu den Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tumor-Erkrankungen analysiert. Untersucht wurden die Wirkungen der Vitamine A, C, D, E, K und die B-Vitamine sowie Mineralstoffe wie Calcium, Zink, Eisen und Selen bei gesunden (nicht-schwangeren) Erwachsenen. Für die meisten der einzelnen Komponenten oder Kombinationen wie Multivitamin-Präparate ist die Datenlage nach wie vor unklar. Weder war ein eindeutiger Nutzen noch ein relevanter Schaden erkennbar. Die Experten empfehlen daher keine Einnahme, raten aber auch nicht generell ab. Lediglich für die Einnahme von Beta-Carotin und Vitamin E wird auf ein erhöhtes Lungenkrebs-Risiko bei Rauchern und Asbest-Arbeitern hingewiesen. Eine Einnahme zur Vorbeugung von kardiovaskulären Erkrankungen oder Krebs wird daher nicht empfohlen. Bei Vitamin A und Vitamin D sind schädliche Auswirkungen möglich, wenn sie in erheblichem Übermaß eingenommen werden.
Kommentar: Die Autoren haben die Auswirkungen bei gesunden Erwachsenen untersucht. Die Schlussfolgerungen gelten nicht für Personen mit Vorerkrankungen oder bekanntem, nachgewiesenem Nährstoff-Mangel. Bei diesen Personen kann eine zusätzliche Vitamin- und/oder Mineralstoff-Ergänzung durchaus erforderlich sein. Für Schwangere oder Frauen mit Kinderwunsch ist insbesondere die tägliche Einnahme von Folsäure (Vitamin B9) geboten.
Auch sollte berücksichtigt werden, dass nur die Auswirkungen auf Herz-Kreislauf- und Tumor-Erkrankungen analysiert wurden. Andere Aspekte wie z.B. die Prävention der Osteoporose durch Vitamin D und/oder Calcium wurden hier nicht untersucht.
Mehr Spermien durch Gewichtsabnahme
Bei 56 übergewichtigen Männern wurde vor und nach einer geplanten Gewichtsabnahme sowie im weiteren Verlauf die Spermien-Zahl bestimmt. Im Mittel nahmen die Teilnehmer 16.5 kg durch eine Kalorien-reduzierte Diät (800 Kcal tgl.) über einen Zeitraum von 2 Monaten ab. Die Zahl der Spermien nahm in dieser Zeit um rund 40% zu. Bei denen, die danach ihr Gewicht halten konnten, blieb auch die höhere Spermienzahl bestehen. Dagegen verringerte sich die Spermienzahl wieder bei den Männern, die erneut an Gewicht zunahmen.
Kommentar: Neben den bekannten Vorteilen für das Herz-Kreislauf-System scheint sich eine Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Männern auch auf die Zeugungs-Fähigkeit auszuwirken.
'Gutes Cholesterin' nicht immer gut
LDL-Cholesterin (auch als 'schlechtes Cholesterin' bezeichnet) lagert sich in den Wänden von Blutgefäßen ab. Dieser als Atherosklerose bekannte Prozess führt in der Folge zu Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Dagegen wird dem HDL-Cholesterin ( 'gutes Cholesterin') eine Schutz-Wirkung zugeschrieben. In einer aktuellen Studie wurde untersucht, wie sich unterschiedlich hohe HDL-Blutwerte langfristig auswirken. Dazu wurden rund 20.000 Patienten mit bekannter koronarer Herzkrankheit (KHK) nach Messung der Cholesterin-Werte über mehrere Jahre begleitet. In diesem Zeitraum verstarben doppelt so viele Patienten mit einem hohen HDL (über 80mg/dl) im Vergleich zu Personen mit mittlerem HDL-Wert (40-60mg/dl).
Kommentar: Die Annahme, dass ein möglichst hoher HDL-Wert schützt oder den ungünstigen Effekt eines hohen LDL-Cholesterins ausgleichen kann, scheint damit widerlegt zu sein. Sowohl sehr niedrige als auch sehr hohe HDL-Werte gehen offensichtlich mit einer ungünstigen Prognose einher.
Mittelmeer-Diät besser als fettarme Diät bei KHK
Vorteile der Mittelmeer-Diät im Vergleich zu einer rein fett-reduzierten Diät waren bereits in Studien mit Teilnehmern ohne bekannte KHK (Koronare Herzkrankheit) nachgewiesen worden. An einer aktuellen Untersuchung nahmen 1002 Patienten mit bereits bekannter KHK (häufig bereits nach Herzinfarkt) teil. Sie wurden randomisiert (zufallsmäßig, wie beim Werfen einer Münze) entweder einer Mittelmeer-Diät oder einer fettarmen Diät zugeteilt. Die Teilnehmer wurden dabei über 7 Jahre von Diät-Spezialisten begleitet. Im Verlauf traten bei den Teilnehmern mit Mittelmeer-Diät rund 26% weniger kardiovaskuläre Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfälle u.a.) auf.
Kommentar: Es kommt offensichtlich also weniger auf den Fett-Anteil, als die Qualität der zugeführten Fette an. Dabei zeichnet sich die Mittelmeer-Diät durch den hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, insbesondere in Form von nativem Olivenöl und Fisch aus. Aktuelle Leitlinien der ESC (Europäische Herz-Gesellschaft) empfehlen zur Vorbeugung von Herzerkrankungen die Mittelmeer-Küche. Anstelle einer pauschalen Fettreduktion wird der Ersatz von gesättigten durch ungesättigte Fettsäuren favorisiert.
Übergewicht durch Handy?
In Tierversuchen (Ratten) war ein Zusammenhang zwischen elektromagnetischer Strahlung und verstärkter Nahrungsaufnahme beobachtet worden. Forscher aus Lübeck gingen dieser Frage in einer Studie mit 15 normal-gewichtigen Männern nach. Die freiwilligen Probanden nahmen an drei Versuchs-Terminen, jeweils im Abstand von 14 Tagen teil. An zwei Terminen wurden die Teilnehmer für einen definierten Zeitraum elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt, jeweils mit Hilfe eines von zwei Handels-üblichen Handys. An einem dritten Termin erfolgte nur eine scheinbare Anwendung elektromagnetischer Strahlung. Die Teilnehmer konnten nicht erkennen, wann die Handys jeweils eingeschaltet waren, sie waren diesbezüglich "verblindet". Nach jedem der drei Termine durften die Teilnehmer von einem Buffet essen. Nach tatsächlicher Anwendung des elektromagnetischen Feldes nahmen die Teilnehmer um 22% (Handy 1) bzw. 27% (Handy 2) mehr Kalorien auf als nach der Schein-Behandlung. Korrespondierend ließen sich auch entsprechende Veränderungen des Hirn-Stoffwechsels nachweisen.
Kommentar: In den letzten Jahren ist weltweit eine Zunahme von Übergewicht zu beobachten. Es bleibt weiter zu klären, ob und in welchem Ausmaß hieran auch die zunehmende Exposition von elektromagnetischer Strahlung durch Handy-Nutzung einen Anteil hat. Die aktuellen Ergebnisse bedürfen einer Überprüfung unter Beteiligung größerer Teilnehmer-Zahlen.
Kalorien-Reduktion entscheidend, egal wann
In einer aktuellen Ernährungs-Studie erhielten 139 übergewichtige Teilnehmer über 12 Monate eine mäßig kalorien-reduzierte Diät. Nach Randomisierung (zufallsmäßige Einteilung, wie beim Werfen einer Münze) hielt sich eine Hälfte der Teilnehmer zusätzlich an ein Zeit-Fenster zwischen 8.00 -16.00 Uhr für die gesamte Nahrungsaufnahme (Intervall-Fasten), während die anderen Teilnehmer sich an keine Zeit-Beschränkungen hielten. Nach 12 Monaten betrug die Gewichtabnahme 8,0 kg mit und 6,3 kg ohne zusätzliche Zeit-Begrenzung der Nahrungsaufnahme. Auch für Hüftumfang, Body-Mass-Index, Körperfett, Blutdruck oder Stoffwechsel-Parameter fanden sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Kommentar: Die im renommierten "New England Journal of Medicine" publizierte Studie zeichnet sich durch den hohen wissenschaftlichen Stellenwert aufgrund der Randomisierung aus. Der ganz überwiegende Anteil an der Gewichts-Abnahme beruhte auch in dieser Studie auf der Kalorien-Reduktion. Gleichwohl kann ein Zeit-Fenster für die Nahrungs-Aufnahme im Sinne eines Intervall-Fastens hilfreich sein, die angestrebte Kalorien-Reduktion umzusetzen.
Demenz bei Folsäure-Mangel?
Bei rund 27.000 Personen im Alter von 60-75 Jahren ohne Demenz-Erkrankung wurde die sog. Folsäure (auch als Vitamin B9 bekannt) im Blut gemessen. Die Studien-Teilnehmer wurden im weiteren Langzeit-Verlauf begleitet. Bei nachgewiesenem Folsäure-Mangel (< 4,4ng/ml) bestand ein 68% höheres Risiko für die spätere Entwicklung einer Demenz, sowie eine deutlich höhere Sterblichkeit.
Kommentar: Die Ergebnisse belegen nicht notwendigerweise einen kausalen Zusammenhang zwischen Folsäure-Mangel und späterer Demenz-Entwicklung. Auch eine umgekehrte Beziehung ist denkbar. So könnten Demenz-Kranke schon in frühen Krankheits-Phasen durch unzureichende Ernährung einen Folsäure-Mangel entwickeln. In diesem Fall könnte der Nachweis eines Folsäure-Mangels im Sinne eines „Biomarkers“ die Früh-Erkennung von Demenz-gefährdeten Personen ermöglichen. Allerdings gilt die ausreichende Versorgung mit Folsäure im Rahmen einer Schwangerschaft seit langem als verbindliche Maßnahme, um schwere Fehlentwicklungen des Kindes zu verhindern. Hierzu gehören neben Herzfehlern vor allem Fehl-Bildungen des Gehirns und des Nervensystems. Besonders bekannt ist das Auftreten des sog. „offenen Rückens“. Die wichtige Rolle der Folsäure für die Entwicklung des kindlichen Nervensystems lässt auch einen möglichen Einfluss auf Gehirn und Nervensystem im höheren Alter plausibel erscheinen. Eine gelegentliche Kontrolle des Blutspiegels (zusammen mit Vitamin B12) erscheint also auch im fortgeschrittenen Alter ratsam. Eine entsprechende Umstellung der Ernährung oder ggf. Substitution mit Folsäure-Präparaten könnte evtl. Risiken leicht entgegenwirken. Der Körper kann Folsäure nicht selbst herstellen und ist auf die Zufuhr mit der Nahrung angewiesen. Besonders reichlich ist Folsäure u.a. in pflanzlichen Nahrungs-Mitteln wie grünem Blatt-Gemüse, Hülsenfrüchten, Getreidekeimen, aber auch in Leber enthalten.
Intensive Cholesterin-Senkung stabilisiert Plaques
Ablagerungen in Arterienwänden (Plaques) im Rahmen einer Atherosklerose bestehen aus einem fettreichen inneren "Kern" und einer derben oberflächlichen "Deckplatte". Besonders Plaques mit dünner Deckplatte und großem fettreichen Kern sind gefürchtet, da durch Einreißen der dünnen Deckplatte ein Arterien-Verschluss mit der Folge eines Herzinfarktes droht.
Aktuell erhielten 300 Patienten nach einem Herzinfarkt eine standardmäßige Behandlung mit einem hochdosierten Statin (Rosuvastatin) zur Cholesterin-Senkung. Zusätzlich erhielt eine Hälfte der Patienten randomisiert (zufallsmäßige Zuteilung, wie beim Werfen einer Münze) den sog. PCSK9-Hemmer Alirocumab (Praluent®). Dieses Medikament führt zu einer weiteren intensiven Senkung des LDL-Cholesterins, muss aber alle 2 Wochen subcutan injiziert werden. Die andere Hälfte der Patienten erhielt nur Placebo-Injektionen. Am Anfang der Studie und nach einem Jahr wurde im Rahmen einer Herzkatheter-Untersuchung mit speziellen Verfahren (z.B. intravasculärer Ultraschall) die Zusammensetzung der Arterienwand analysiert. Insgesamt hatte das Plaque-Volumen um 2,1% bei Alirocumab-Behandlung gegenüber 0,9% in der Placebo-Gruppe abgenommen. Die Dicke der Deckplatte hatte um 63 Mikrometer bei Alirocumab-Behandlung gegenüber nur 33 Mikrometer in der Placebo-Gruppe zugenommen. Korrespondierend war es zu einer deutlich stärkeren Abnahme des Fettanteils in der Alirocumab-Gruppe gekommen.
Kommentar: Auch mit sehr intensiver Cholesterin-Senkung kann nur eine begrenzte "Schrumpfung" von Plaques erreicht werden. Entscheidend ist aber die deutliche Änderung der qualitativen Plaque-Zusammensetzung, die zu einer Stabilisierung mit im Verlauf geringerer Infarkt-Gefährdung beiträgt.
Lässt Alkohol Gehirn schrumpfen?
Ausgeprägter, anhaltender Alkohol-Konsum kann mit schweren Hirnschäden, insbesondere einer Abnahme des Hirnvolumens, einhergehen. Es liegen nur begrenzte Informationen zu den Auswirkungen eines geringen-moderaten Alkohol-Konsums vor. Aktuell wurde bei mehr als 36.000 Teilnehmern (UK-Biobank) der tägliche Alkohol-Konsum in Bezug auf Hirn-Veränderungen untersucht. Eine Untersuchung des Gehirns erfolgte mittels Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT). Eine geringe Zunahme des Alkohol-Konsums von z.B. 1/2 auf 1 Flasche Bier täglich ging mit Veränderungen einher, die einer Alterung des Gehirns um etwa 2 Jahre entsprachen. Mit steigender Alkohol-Menge nahm die Hirngröße weiter ab, Zeichen der Hirn-Alterung nahmen weiter zu. Neben der abnehmenden Hirngröße zeigten sich auch andere schädliche Auswirkungen auf die Hirnstruktur.
Kommentar: Bei der oben genannten Studie handelt es sich nur um eine Querschnitt-Studie, deren wissenschaftliche Beweiskraft eingeschränkt ist.
Statine gegen Tumor-Wachstum
Statine werden zur Senkung erhöhter Cholesterin-Werte eingesetzt. Aktuell wird erneut auch über günstige Effekte bei Tumor-Erkrankungen berichtet. Denn diese Medikamente bremsen offensichtlich ein Gen (MACCE1), das bei vielen Krebsarten das Wachstum und die Bildung von Metastasen anregt. Dies konnte in Zellkulturen und in Tierversuchen mit Mäusen nachgewiesen werden. Daneben wurde bei mehr als 270.000 Patienten eine rund 25% geringere Rate an Tumor-Erkrankungen bei denen nachgewiesen, die wegen Cholesterin-Erhöhung mit Statinen behandelt wurden.
Kommentar: Trotz der vielversprechenden Ergebnisse ist weitere Forschung, insbesondere im Rahmen prospektiver, randomisierter Studien erforderlich. Wirksame Medikamente wie Statine sollten nur bei gegebener Indikation und in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden.
Auch nach Schlaganfall intensive Cholesterin-Senkung
Aktuell wurde der Nutzen einer intensiven im Vergleich zu einer moderaten Cholesterinsenkung bei Patienten nach Schlaganfall untersucht. Dazu wurden die Daten von insgesamt mehr als 20.000 Patienten, die nach einem Schlaganfall vorwiegend mit sog. Statinen (Cholesterin-Senker) behandelt wurden, analysiert. Mit einer intensivierten Senkung des LDL-Cholesterins konnte das Risiko für einen erneuten Schlaganfall im Verlauf von im Mittel 4 Jahren nochmal um 20% verringert werden. Dies galt allerdings nur für Patienten, bei denen zusätzlich auch eine Arteriosklerose der Gefäße nachgewiesen wurde.
Kommentar: Ähnlich wie nach einem Herzinfarkt bewährt sich auch nach einem Schlaganfall eine intensivierte Cholesterin-Senkung. Während dem Herzinfarkt ganz überwiegend eine Arteriosklerose der Kranzgefäße zugrunde liegt, können beim Schlaganfall häufiger auch andere Ursachen, wie z.B. Vorhofflimmern, im Vordergrund stehen. Das günstige Ergebnis einer intensivierten Cholesterin-Senkung beschränkt sich aber auf Patienten mit auch nachgewiesener Arteriosklerose.
Fleisch und Wurst in neuem Licht
Im Allgemeinen wird der Verzehr von rotem Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. In einer weltweiten Ernährungsstudie (PURE) wurde der Einfluss bei mehr als 132.000 Teilnehmern im Verlauf über 9.5 Jahre untersucht. Dabei wurde zwischen dem Verzehr von unverarbeitetem Fleisch und verarbeitetem Fleisch (Wurst, gepökeltes Fleisch, vorgefertigte Frikadellen etc.) unterschieden. Es fand sich kein erhöhtes Risiko für den Verzehr von unverarbeitetem rotem Fleisch. Auch der Konsum von Geflügel ging nicht mit einer Risiko-Erhöhung einher. Dagegen war ein Verzehr von mehr 150g an verarbeiteten Fleisch-Produkten/Woche im Vergleich zu keinem Verzehr mit einem rund 40% höheren Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen verbunden.
Kommentar: Insbesondere verarbeitete Fleischprodukte scheinen risikobehaftet zu sein. In früheren Untersuchungen wurde oft nicht zwischen verarbeiteten Fleischprodukten und unverarbeitetem Fleisch unterschieden. Es bleibt abzuwarten, wie die Studien-Ergebnisse in die Ernährungs-Empfehlungen der Fachgesellschaften eingeordnet werden. Andere Betrachtungen wie einerseits der Einfluss auf die Lebensqualität der Teilnehmer, andererseits Aspekte des Tierwohls oder der Auswirkungen auf Klima und Umwelt, waren nicht Gegenstand der aktuellen Analyse.
„Low-Carb“ – so gut wie andere Diäten
Low-Carb-Diäten (Kohlenhydrat-reduzierte Diäten) werden oft damit beworben, dass sie zur Gewichts-Abnahme besonders geeignet seien.
In einer zusammenfassenden Analyse von 61 Studien mit fast 7000 übergewichtigen Teilnehmern wurden die Wirkungen einer Low-Carb-Diät im Vergleich zu anderen kalorienreduzierten Diäten, aber mit ausgewogenem Kohlenhydrat-Anteil (45-65%), untersucht. Alle Studien waren randomisiert, das heißt, die Teilnehmer wurden zufallsmäßig den Diät-Gruppen zugeteilt (wie beim Werfen einer Münze). Teilweise erfolgte eine Nachbeobachtung bis zu 2 Jahren.
Weder im Hinblick auf die erzielte Gewichtsabnahme noch auf die Beeinflussung kardiovaskulärer Risikofaktoren wie Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker ließ sich ein nennenswerter Unterschied zwischen den Diät-Formen nachweisen.
Kommentar: Bei Low-Carb-Diäten wird der Verzehr von Getreide, Brot, Pasta, Hülsenfrüchten, Müsli, Zucker, Honig, Kartoffeln, Frucht- und Obstsäften eingeschränkt. Dies wird durch verstärkten Verzehr fett- und eiweißreicher Nahrungsmittel (Fleisch, Fisch, Käse, Eier, Butter, Gemüse, Sahne, Öle) ausgeglichen.
Kohlenhydrat-balancierte Diäten enthalten ausgewogene Mengen an Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen. Zur Gewichtsreduktion wird hier lediglich empfohlen, die aufgenommene Energiemenge zu reduzieren. Die aktuellen Ergebnisse lassen keinen nennenswerten Vorteil einer Diät-Form erkennen.
Lp a-Senker am Horizont
Lipoprotein a (Lp a; gesprochen: Lipoprotein klein a) gehört zu den Blutfetten, die an Eiweiße (Proteine) gekoppelt sind. Ein hoher Blutwert für Lipoprotein a geht mit einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko einher. Bei der neuen Substanz Olpasiran handelt es sich um eine sog. siRNA (small interfering RNA). Hierdurch konnte in einer ersten Studie die Produktion von Lp a in den Leberzellen um 71-97% vermindert werden. Die Wirkung einer einmaligen Gabe war über mehrere Monate nachweisbar.
Kommentar: Die Ergebnisse sind vielversprechend. Weitere klinische Studien mit größeren Teilnehmer-Zahlen sind aber erforderlich.
Olivenöl lebensverlängernd
Mehr als 90.000 Teilnehmer in den USA wurden über einen Zeitraum von rund 28 Jahren alle 4 Jahre zu ihren Ernährungs-Gewohnheiten befragt. Teilnehmer mit hohem Konsum von Olivenöl (mehr 7g tgl., ca. ½ Esslöffel) hatten im Vergleich zu Teilnehmern mit sehr geringem Konsum ein insgesamt 19% geringeres Sterberisiko. Das betraf sowohl kardiovaskuläre Todesfälle als auch die Sterblichkeit an Tumor-Erkrankungen, neurologischen Erkrankungen und Atemwegs-Erkrankungen.
Kommentar: Über ein geringeres kardiovaskuläres Risiko durch Konsum von Olivenöl ist bereits berichtet worden. Die aktuellen Daten zeigen, dass auch andere Todes-Ursachen sowie die Gesamt-Sterblichkeit günstig beeinflusst werden. Die positiven Ergebnisse werden auf anti-entzündliche, anti-oxidative sowie anti-atherogene Wirkungen zurückgeführt. Risikofaktoren wie Blutfette, Blutdruck und Blutzucker werden vorteilhaft beeinflusst. Wie bei den meisten Ernährungs-Studien lässt sich ein kausaler Zusammenhang durch diese Ergebnisse aber nicht sichern.
Cholesterin durch Ernährung senken
In einer aktuellen Studie wurde bei Teilnehmern ein Teil der täglichen Nahrungsmittel durch zwei Snacks ersetzt, die potentiell den Lipid-Stoffwechsel günstig beeinflussen. Die Snacks enthielten Ballaststoffe, 1000mg Omega-3-Fettsäuren, 1000mg sog. Phytosterole und Antioxidantien. Eine Vergleichsgruppe ernährte sich konventionell. Nach 4 Wochen wurde bei den Teilnehmern mit Ernährungs-Umstellung eine Abnahme des Cholesterins um rund 9% und der Triglyceride (Neutralfette) um rund 5% gemessen.
Kommentar: Die Studie belegt den wirksamen Einfluss der Ernährung auf den Fettstoffwechsel. Lebensstil-Änderungen einschließlich einer Ernährungs-Umstellung gelten daher als Basis-Maßnahmen der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen. Allerdings wird bei Risiko-Patienten, z.B. nach einem Infarkt, zur Erzielung einer bestmöglichen Vorbeugung eine mehr als 50%ige Abnahme des LDL-Cholesterins angestrebt. Dies kann vielfach nur durch eine zusätzliche Therapie mit Cholesterin-senkenden Medikamenten wie z.B. den sog. Statinen erreicht werden.
Lipoprotein a weicht Plaques auf
Lipoprotein a (Lp a; gesprochen: Lipoprotein klein a) gehört zu den Blutfetten, die an Eiweiße (Proteine) gekoppelt sind. Ein hoher Blutwert für Lipoprotein a geht mit einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko einher. Bisher war nicht bekannt, wie es zu diesem erhöhten Risiko kommt. In einer aktuellen Studie wurde bei 191 Patienten die Atherosklerose der Koronar-Arterien (Kranzgefäße) mittels CT untersucht. Dabei wurde der Anteil verschiedener Bestandteile der Plaques (Ablagerungen durch Atherosklerose) wie z.B. Verkalkungen, Bindegewebe oder weiche Anteile, die in der Regel sehr viel Fette wie Cholesterin enthalten, ermittelt. Bei einem erneuten CT nach 12 Monaten zeigte sich bei Patienten mit hohem Lp a eine Zunahme der weichen Plaque-Bestandteile, während die Plaque-Größe insgesamt unverändert blieb.
Kommentar: Es ist bekannt, dass weiche Plaques eher als stark verkalkte Plaques zum Einreißen (Ruptur) neigen und zusammen mit einer dadurch ausgelösten Gerinnsel-Bildung in der Arterie Herzinfarkte verursachen können. Anscheinend kommt es bei hohem Lp a nicht zu einer Zunahme der Plaque-Größe, aber zu einer Änderung der qualitativen Zusammensetzung, mit relativer Zunahme weicher Plaque-Anteile.
Cholesterin-Senker wirkt überall
Eine sehr wirksame Cholesterin-Senkung kann mit den sog. PCSK9-Hemmern (Repatha oder Praluent) erreicht werden. In der Fourier-Studie erhielten mehr als 27500 Patienten, die wegen einer Atherosklerose-Erkrankung schon mit Statinen behandelt wurden, entweder zusätzlich Evolocumab (Repatha) oder Placebo (Schein-Medikament). Insgesamt traten mit Evolocumab im Vergleich zu Placebo 24% weniger kardiovaskuläre Komplikationen auf. Aktuell wurde untersucht, wie sich die Therapie in den unterschiedlichen Gefäß-Regionen (Herz, Hals-Kopf, Becken-Beine) auswirkt. Es zeigte sich eine deutliche Abnahme von Komplikationen in allen genannten Gefäß-Bereichen, also von Herzinfarkten, Schlaganfällen, Amputationen und Gefäß-Eingriffen.
Kommentar: Im Vergleich zu einer lokalen Maßnahme, wie z.B. einer Stent-Implantation besteht der wesentliche Vorteil einer systemischen Therapie mit Medikamenten darin, dass alle Plaques der Arterien im Körper erreicht werden und entsprechend kardiovaskuläre Komplikationen in allen Bereichen vermieden werden können.
Kaffee gegen Hirn-Abbau-Prozesse?
Rund 220 Teilnehmer ohne kognitive Beeinträchtigung wurden über 10.5 Jahre begleitet und der Kaffee-Konsum registriert. Bei den Teilnehmern erfolgten umfangreiche neuropsychologische Testverfahren. Auch wurde die Ablagerung von Beta-Amyloid im Gehirn gemessen. Im Verlauf zeigte sich bei Teilnehmern mit höherem Kaffee-Konsum eine geringere Beeinträchtigung kognitiver Fähigkeiten und auch eine geringere Ablagerung von Beta-Amyloid.
Kommentar: Die Alzheimer-Erkrankung geht mit der verstärkten Ablagerung von Beta-Amyloid im Gehirn einher. Die Untersuchung unterstützt die Hypothese, dass Kaffee-Konsum kognitiven Abbau-Prozessen wie der Alzheimer-Erkrankung durch verminderte Ablagerung von Beta-Amyloid entgegenwirkt. Zur Bestätigung der Hypothese wären weitere Untersuchungen, insbesondere mit größeren Teilnehmer-Zahlen und möglichst im Rahmen einer randomisierten Studie wünschenswert.
ApoB toppt Cholesterin
Um das Risiko für einen zukünftigen Herzinfarkt einzuschätzen, wird besonders die Höhe des sog. LDL-Cholesterin (LDL = Low density lipoprotein, landläufig sog. „leichtes“ oder auch „schlechtes“ Cholesterin) betrachtet. Eine aktuelle Untersuchung stellt diese Praxis auf die Probe. Es wurde untersucht, inwieweit sich auch andere Bestandteile des Fettstoffwechsels zur Abschätzung des Risikos eignen.
Hierzu wurden bei rund 430.000 Teilnehmern ohne und mit schon bekannter kardiovaskulärer Erkrankung unterschiedliche Parameter des Fettstoffwechsels im Hinblick auf ihre prognostische Aussagekraft untersucht. Es zeigte sich, dass das sog. Apolipoprotein B (ApoB) sich am besten für die Vorherdsage zukünftiger Herzinfarkte eignete.
Kommentar: Apolipoprotein B ist als Eiweiß in den Transport von Fetten im Blut eingebunden. Verschiedene Fett-Partikel wie LDL sind mit ApoB verbunden, sodass der ApoB-Spiegel im Blut zur Gesamtzahl verschiedener Fett-Partikel korrespondiert und damit das Gesamt-Risiko besser widerspiegelt. Die zusätzliche Bestimmung von ApoB scheint die Prognose-Beurteilung sinnvoll zu ergänzen. Auch könnten sich zukünftige therapeutische Maßnahmen an der Höhe des ApoB orientieren. Es bleibt abzuwarten, wie Leitlinien-Empfehlungen dadurch beeinflusst werden.
Weniger Natrium, mehr Kalium für den Kreislauf
In einer aktuellen Analyse wurde die Natrium- und Kalium-Aufnahme durch wiederholte Messung der Ausscheidung im Urin über jeweils 24 Stunden erfasst. Die Ergebnisse von mehr als 10.000 Teilnehmern (mittleres Alter 51 J.) aus mehreren Studien wurden zusammenfassend ausgewertet. Über einen Zeitraum von fast 9 Jahren wurden auftretende Herzkreislauf-Komplikationen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Gefäß-Eingriffe) dokumentiert. Das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen nahm für jedes Gramm Natrium-Aufnahme um 18% zu, und für jedes Gramm Kalium-Aufnahme um 18% ab.
Kommentar: Die aktuelle Studie belegt, dass sich durch angemessene Aufnahme von Mineralstoffen auch Herz-Kreislauf-Komplikationen vermeiden lassen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene eine tägliche Kalium-Aufnahme von 4 g als Richtwert. Kalium ist reichlich in frischen Nahrungsmitteln (Obst, Gemüse, auch Säfte), in Nüssen, Trockenobst und Tomatenmark enthalten. Kochen entzieht oft Kalium, z.B. Kartoffelwasser. Die Verwendung von Kalium-Salzen sollte insbesondere bei Patienten mit gestörter Nierenfunktion oder bei Einnahme bestimmter Medikamente, die den Kalium-Spiegel erhöhen, immer in ärztlicher Absprache und Kontrolle erfolgen.
LDL beeinflusst schon früh die Prognose
Oft beruht die Risiko-Einschätzung bezüglich zukünftiger kardiovaskulärer Ereignisse lediglich auf einer Messung des Cholesterins im mittleren Alter (40-60 Jahre). Aktuell wurden bei mehr als 18.000 Teilnehmern mehrere Messungen des LDL-Cholesterins (allgemein als leichtes oder "böses" Cholesterin bezeichnet) in jungem und mittlerem Alter zwischen 18-60 Jahren durchgeführt. Die Dauer und das Ausmaß der Cholesterin-Erhöhung in jungen Jahren war mit einem deutlich erhöhten Risiko für die Entwicklung einer KHK (Koronare Herzkrankheit) um rund 60-70% verbunden.
Kommentar: Die kumulative Belastung mit hohen Cholesterin-Werten in jungen Jahren wirkt sich langfristig auf das Risiko für die Entwicklung einer KHK aus. Schon früh sollte daher auf den Cholesterin-Stoffwechsel geachtet und ggf. rechtzeitig präventive Maßnahmen eingeleitet werden.
Statine bei Brustkrebs positiv aufgefallen
Der sog. 3-fach negative Brustkrebs trägt keine Rezeptoren für bestimmte Hormone, wie z.B. Östrogen. Da viele Therapien genau an diesen Rezeptoren ansetzen, ist diese Brustkrebs-Form besonders schwer behandelbar. In einer aktuellen Studie wurde der Verlauf von mehr als 1500 Patientinnen mit dieser Form von Brustkrebs untersucht. Dabei wurden diejenigen, die innerhalb von 12 Monaten nach Diagnose mit einer Statin-Therapie (Cholesterin-Senker) begannen, mit denen verglichen, die keine Statine einnahmen. Im Verlauf von 4,4 Jahren zeigte sich eine 30% höhere Überlebensrate bei Statin-Behandlung. Besonders vorteilhaft waren die Ergebnisse bei Einsatz sog. lipophiler (fettlöslicher) Statine (z.B. Simvastatin, Atorvastatin), sowie bei einer Hochdosis-Therapie. Für andere Formen von Brustkrebs ließ sich kein Effekt bei Statin-Therapie nachweisen.
Kommentar: Statine gehören zu den meist-verordneten Medikamenten und werden zur Senkung erhöhter Cholesterin-Spiegel eingesetzt. Bereits in früheren Untersuchungen hatten sich Hinweise auf einen möglichen günstigen Einfluss von Statinen bei einigen Tumor-Erkrankungen ergeben. Neben der Cholesterin-senkenden Wirkung sind auch anti-entzündliche, anti-proliferative, anti-oxidative und andere günstige Eigenschaften von Statinen gut bekannt. Vorteilhafte Effekte im Zusammenhang mit Tumor-Erkrankungen könnten sich hierdurch erklären lassen. Im vorliegenden Fall handelt es sich aber nicht um eine randomisierte Studie, ein kausaler Zusammenhang ist daher nicht gesichert.
Mögliche Rolle von Cholesterin bei ALS
Bei der sog. Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) handelt es sich um eine unheilbare Erkrankung des motorischen Nervensystems. Es kommt zu einer fortschreitenden Muskelschwäche, zunächst oft spastisch, später im Sinne einer schlaffen Lähmung der Muskulatur mit Muskelschwund. Auch können Sprach- und Schluckstörungen bis hin zur Atemlähmung auftreten. Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Aktuell wurden mehr als 500.000 Teilnehmer der UK-Biobank untersucht. Dabei war ein hohes HDL-Cholesterin (allgemein als "schweres" oder "gutes" Cholesterin bezeichnet) mit einem 16% geringeren Risiko für die Entwicklung einer ALS verbunden. Bei hohem Apolipoprotein A bestand ein 17% geringeres Risiko. Dagegen zeigte sich bei einem höheren Quotienten von Gesamt-Cholesterin/HDL ein 17% höheres Risiko. Auch hohes LDL-Cholesterin (allgemein als "leichtes" oder "schlechtes" Cholesterin bezeichnet), hohe Werte für Apolipoprotein B und das Vorliegen einer atherosklerotischen Erkrankung der Herz- oder Hirnarterien wirkte sich Risiko-steigernd aus.
Kommentar: Eine vorteilhafte Einstellung des Cholesterin-Stoffwechsels kann die Entstehung oder das Fortschreiten atherosklerotischer Gefäß-Erkrankungen günstig beeinflussen. Die hier präsentierten möglichen Auswirkungen auf die Entwicklung einer ALS können zusätzlich zur Erreichung eines optimalen Lipid-Stoffwechsels motivieren.
Bei Erektions-Problemen Mittelmeer-Diät
Bei 250 Männern (mittleres Alter 56 J.) mit hohem Blutdruck und erektiler Dysfunktion (Erektions-Störung) zeigte sich ein positiver Zusammenhang mit den Ernährungs-Gewohnheiten. Männer, die überwiegend einer Mittelmeer-Diät folgten, hatten höhere Testosteron-Werte, weniger Erektions-Probleme, eine bessere körperliche Fitness und Dehnbarkeit der Arterienwände.
Kommentar: Wie bei den meisten Beobachtungs-Studien lassen sich kausale Zusammenhänge nicht sicher belegen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Personen, die sich an die Mittelmeer-Diät hielten, insgesamt einen gesünderen Lebensstil z.B. mit mehr körperlicher Bewegung u.a. pflegten.
Kochsalz-Ersatz mindert kardiovaskuläres Risiko
An der folgenden Studie nahmen rund 21.000 Personen mit früherem Schlaganfall oder hohem Blutdruck und einem Alter über 60 Jahre teil. Die Teilnehmer verwendeten nach randomisierter (zufallsmäßiger) Zuteilung über fast 5 Jahre entweder herkömmliches Kochsalz (Natriumchlorid) oder ein Salz, das zu 75% aus Natriumchlorid und zu 25% aus Kaliumchlorid bestand. Im Verlauf traten bei Teilnehmern, die das Misch-Salz verwendeten, 14% weniger Schlaganfälle und 12% weniger Todesfälle auf. Es wurde keine erhöhte Rate an bedenklich hohen Kalium-Spiegeln bei Verwendung des Ersatz-Salzes beobachtet.
Kommentar: In früheren Untersuchungen hatte sich schon nachweisen lassen, dass mit Kaliumsalz eine Blutdrucksenkung erreicht werden kann. Die aktuelle Studie belegt, dass sich so auch Herz-Kreislauf-Komplikationen vermeiden lassen. Die Verwendung von Kalium-Salzen sollte insbesondere bei Patienten mit gestörter Nierenfunktion oder bei Einnahme bestimmter Medikamente, die den Kalium-Spiegel erhöhen, immer in ärztlicher Absprache und Kontrolle erfolgen.
„Come-Back“ für Omega-3-Fettsäuren
Für Patienten mit atherosklerotischen Gefäß-Erkrankungen ist die Behandlung mit Cholesterin-Senkern, in erster Linie den sog. Statinen, etabliert, um weitere Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall u.a. zu vermeiden.
Omega-3-Fettsäuren senken Triglycerid-Spiegel
Trotz guter Wirksamkeit bleibt aber ein deutliches Restrisiko. Um dieses weiter zu verringern, richtete sich das Augenmerk auch auf die Triglyceride (Neutralfette). Neben anderen Medikamenten können Omega-3-Fettsäuren den Triglycerid-Spiegel senken. Bei den Omega-3-Fettsäuren handelt es sich um ein Gemisch aus Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure. Sie sind besonders in fettreichem Fisch enthalten. Bisherige Studien zum Einsatz von Omega-3-Fettsäuren in sog. "Fischöl"-Präparaten zur Verhinderung von Herz-Kreislauf-Komplikationen waren aber überwiegend enttäuschend verlaufen.
Erfolg in REDUCE-IT-Studie
Eine Ausnahme stellt die 2018 veröffentlichte REDUCE-IT-Studie dar. In dieser Studie war bei mehr als 8000 Patienten mit bekannter kardiovaskulärer Erkrankung und erhöhten Triglyceriden über 5 Jahre ein Omega-3-Fettsäure-Präparat mit Placebo verglichen worden. Die Patienten waren bereits mit Statinen zur Senkung des Cholesterin-Spiegels vorbehandelt. Anders als in früheren Studien erhielten die Patienten in dieser Studie mit Icosapent-Ethyl reine Eicosapentaensäure (und nicht wie sonst üblich eine Kombination zusammen mit Docosahexaensäure). Auch war eine ungewöhnlich hohe Dosierung von 2 x 2 g gewählt worden. Die Rate kardiovaskulärer Ereignisse (u.a. Herzinfarkt, Schlaganfall, Todesfälle) war um 25% bei Behandlung mit dem Omega-3-Fettsäure-Präparat geringer.
Für wen eignet sich die Therapie?
Aufgrund der guten Studien-Ergebnisse erfolgte kürzlich durch die europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die Zulassung von Vazkepa® zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos unter folgenden Voraussetzungen:
1) Vorliegen einer atherosklerotischen Erkrankung (z.B. koronare Herzkrankheit) oder Diabetes mellitus + 1 weiterer Risikofaktor
2) Bereits bestehende Behandlung mit einem Statin
3) Triglycerid-Spiegel > 150mg/dl
An Nebenwirkungen sind Blutungen, Ödeme, Muskel-/Gelenkschmerzen, Hautausschlag, Vorhofflimmern, Gicht und Aufstoßen hervorzuheben. Bei Personen mit bekannter Unverträglichkeit von Soja- oder Erdnuss-Produkten besteht eine Kontra-Indikation.
Kommentar: Mit Vazkepa®, das demnächst in Apotheken erhältlich sein wird, steht für einen klar definierten Personen-Kreis eine weitere Option zur Verringerung des kardiovaskulären Risikos zur Verfügung.
Mittelmeer-Diät schlägt "Low Fat"-Diät
Bei rund 940 Patienten mit bekannter Atherosklerose der Herz-Kranzgefäße wurde der Einfluss diätetischer Maßnahmen auf den Verlauf der Atherosklerose ermittelt. Die Forscher untersuchten dazu mit Ultraschall die Halsarterien (Art. Carotis). Die Patienten erhielten randomisiert eine von zwei Diäten, entweder die sog. Mittelmeer-Diät (35% Fett, 22% einfach ungesättigte Fettsäuren, <50% Kohlenhydrate, reich an extra nativem Olivenöl) oder eine „Low Fat“-Diät (28% Fett, 12% einfach ungesättigte Fettsäuren, >55% Kohlenhydrate). Nach 7Jahren fand sich keine wesentliche Veränderung der Halsarterien bei Teilnehmern der "Low-Fat"-Diät, aber eine Abnahme der Atherosklerose bei Patienten mit Mittelmeer-Diät.
Kommentar: Die Untersuchung hebt sich von anderen Ernährungsstudien dadurch hervor, dass zwei Ernährungsstile randomisiert miteinander verglichen wurden, d.h. die Ernährung wurde zufallsmäßig (wie beim Werfen einer Münze) zugeteilt. Unsicher bleibt natürlich, inwieweit Teilnehmer sich immer an vorgegebene Ernährungspläne gehalten haben. Die Ergebnisse bestätigen aber den schon früher berichteten Nutzen der Mittelmeer-Diät, der entsprechend ein hoher Stellenwert in den Leitlinien der Fachgesellschaften eingeräumt wird.
Lignane verhindern KHK
Lignane sind Pflanzenstoffe, die in Baldrian, Sesam, Leinsamen, Getreide, Gemüse und Früchten vorkommen. Bei mehr als 214.000 Teilnehmern wurden die langfristigen Ernährungs-Gewohnheiten über Fragebögen alle 2-4 Jahre ermittelt, insbesondere im Hinblick auf die Höhe der Lignan-Einnahme. Die Forscher stellten das Fünftel der Teilnehmer (Quintil) mit der höchsten Einnahme dem Fünftel der Teilnehmer mit der niedrigsten Einnahme gegenüber. Bei hoher Einnahme zeigte sich ein 15% geringeres Risiko für das Auftreten einer Koronaren Herzkrankheit (KHK). Zusätzlich bestanden noch synergistische Effekte bei Einnahme von Ballaststoffen.
Kommentar: In der Pflanze fungieren Lignane offenbar als Abwehrstoffe gegen Erkrankungen und Infektionen. Beim Menschen werden östrogenartige Wirkungen im Hinblick auf die protektive Wirkung gegenüber Herz-Kreislauf-Erkrankungen diskutiert. Auch könnte die schlaffördernde Wirkung einiger Lignane wie Baldrian, die als pflanzliche Sedativa weite Verbreitung gefunden haben, eine Rolle spielen.
Flavonoide gegen nachlassende Hirnleistung
Ein Großteil der Pflanzen-Farbstoffe in Früchten, Kräutern und anderen Pflanzen wird den sog. Flavonoiden zugerechnet. Bei rund 50.000 Frauen und 28.000 Männern in zwei renommierten epidemiologischen US-Studien (s.u.) wurden die Ernährungs-Gewohnheiten im Langzeit-Verlauf wiederholt über Fragebögen ermittelt. Die Teilnehmer beurteilten dabei selbst auch ihre kognitive Leistungsfähigkeit. Dabei wurde das Fünftel (Quintil) der Befragten mit der höchsten Aufnahme von Flavonoiden und das Fünftel der Teilnehmer mit der geringsten Aufnahme von Flavonoiden miteinander verglichen. Bei hoher Flavonoid-Aufnahme fand sich ein 19% geringerer Anteil an Teilnehmern mit abnehmender kognitiver Leistungsfähigkeit. Flavonoid-reiche Nahrungsmittel wie Erdbeeren, Orangen, Grapefruits, Citrus-Säfte, Äpfel, Birnen, Bananen, Sellerie und Pfeffer trugen in dieser Studie wesentlich dazu bei.
Kommentar: Von den bisher bekannten rund 8000 Flavonoiden sind unterschiedlichste Wirkungen berichtet worden. In früheren Untersuchungen haben sich insbesondere Hinweise auf entzündungs-hemmende, anti-oxidative, teils auch anti-proliferative Wirkungen gezeigt. Beindruckend ist die große Zahl der Teilnehmer dieser zwei renommierten US-Studien ("Nurses Health Study" und "Health Professionals Follow-Up Study"). Allerdings lässt sich ein kausaler Zusammenhang mit dieser Art von Ernährungsstudien nicht sicher belegen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Teilnehmer mit hoher Flavonoid-Aufnahme insgesamt einen gesünderen Lebensstil pflegten, sodass auch andere Faktoren zu dem Ergebnis beigetragen haben könnten.
Es wird eng für Eier
In den vergangenen Jahrzehnten sind wiederholt widersprüchliche Einschätzungen zu den Risiken des Eier-Konsums veröffentlicht worden. In letzter Zeit aber mehren sich Analysen, die doch ein erhöhtes Risiko nahelegen. So auch eine aktuelle US-Studie (Women´s Health Initiative), bei der mehr als 96.000 Frauen im Alter von 50-79 J. über 18 Jahre begleitet wurden. Bei einem Verzehr von mindestens 1 Ei pro Tag im Vergleich zu weniger als 1 Ei pro Woche bestand jeweils ein 14% höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Gesamt-Todesfälle. Ähnliche Risiken ließen sich auch für die Gesamt-Cholesterin-Aufnahme nachweisen.
Kommentar: Die zuletzt publizierten Untersuchungen zeichnen sich durch jeweils große Teilnehmer-Zahlen und lange Beobachtungs-Zeiträume aus und lassen kaum noch Zweifel an der Risiko-Erhöhung durch Eier-Konsum zu. Allerdings scheint ein maßvoller Konsum nur mit einem moderaten Risiko einherzugehen.
Statine bei Koronar-Verkalkungen im CT
Der Stellenwert von Statinen (Cholesterin-Senker) bei Patienten mit nachgewiesenen Einengungen (Stenosen) der Koronar-Arterien ist gut belegt. In frühen Stadien der Erkrankung können Verkalkungen der Arterienwand bereits vor dem Vorliegen von wesentlichen Einengungen mittels Koronar-CT nachgewiesen werden. Aktuell wurde das Auftreten von Herzinfarkten und Todesfällen bei rund 33.000 Patienten ohne Einengungen im Koronar-CT über 3,5 Jahre ermittelt. Je ausgeprägter die Gefäß-Verkalkungen waren, umso größer war das Risiko für Herzinfarkte und Todesfälle im Verlauf. Auch nahm der Nutzen von Statinen zur Verhinderung von Todesfällen und Infarkten mit zunehmendem Ausmaß der Gefäß-Verkalkung zu.
Kommentar: Der Stellenwert von Statinen bei Patienten mit Einengungen der Kranzgefäße ist gut belegt. Die aktuellen Ergebnisse legen auch einen Nutzen einer Statin-Therapie in frühen Stadien der Erkrankung nahe.
Ernährung beeinflusst kardiovaskuläres Risiko
Die Ernährung hat einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Arteriosklerose (Arterien-Verkalkung) und damit auf die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Forscher-Team hat aktuell die Ergebnisse bisheriger Studien zu dieser Thematik zusammenfassend analysiert.
Vorteilhafte Nahrungsmittel
Dabei zeigte sich einmal mehr der besonders schützende Effekt pflanzlicher Lebensmittel wie Salat, Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Nüsse und Hülsenfrüchte. Auch empfiehlt sich der Ersatz von Butter und anderen tierischen Fetten durch nicht-tropische Pflanzenfette wie Olivenöl.
Fischverzehr von zwei bis vier Portionen pro Woche zeigte ebenfalls positive Effekte auf die kardiovaskuläre Prävention. Auch für fermentierte Milchprodukte wie regelmäßigen Verzehr von Joghurt und auch Käse in kleineren Mengen waren positive Effekte nachweisbar. Die enthaltenen Bakterien sind nach Meinung der Forscher förderlich für die Darmflora und damit auch für die Herzgesundheit von Bedeutung.
Nur wenig Einfluss
Geflügel in Maßen (bis zu drei 100g-Portionen pro Woche) zeigte keinen nennenswerten Einfluss auf das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Den Forschern zufolge gehen auch Milchprodukte in kleineren Mengen nicht mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen einher, unabhängig davon, ob es sich um Vollmilch oder fettarme Milch handelt. Bei gesunden Menschen sei es nicht notwendig, aus Gründen der kardiovaskulären Prävention auf Vollmilch zugunsten von fettarmer Milch zu verzichten.
Zurückhaltung empfohlen
Dagegen war der Konsum von verarbeitetem Fleisch, rotem Fleisch und Salz mit einem erhöhten Risiko verbunden. Die Autoren empfehlen deshalb, den Verzehr von rotem Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) auf maximal zwei 100g-Portionen pro Woche zu beschränken.Verarbeitete Fleisch-Produkte wie Wurst und Speck sollten nur gelegentlich auf den Tisch kommen. Ein Teil des Proteinbedarfs kann auch durch Hülsenfrüchte gedeckt werden. Getreideprodukte mit einem hohen glykämischen Index, die also einen schnellen Anstieg des Blutzuckers bewirken, wie Weißbrot oder geschälter, weißer Reis, sollten überwiegend durch Vollkornprodukte ersetzt werden.
Und Getränke?
Bei bis zu drei Tassen Kaffee oder Tee pro Tag zeigte sich sogar ein geringeres kardiovaskuläres Risiko. Soft-Drinks, auch kalorienarme, sollten dagegen möglichst durch Wasser ersetzt werden. Geringe Mengen Alkohol, gingen nicht mit einem erhöhten Risiko für Arteriosklerose einher.
Kommentar: Insbesondere beim Alkohol-Konsum sollte bedacht weren, dass die o.g. Ergebnisse sich nur auf das Arteriosklerose-Risiko beziehen. Andere schädliche Auswirkungen wie z.B. auf Rhythmus-Störungen, Herzschwäche, Tumor-Erkrankungen, Unfälle und andere sind hier nicht untersucht worden.
Wirken Statine gegen Krebs?
Statine gehören zu den meist-verordneten Medikamenten und werden zur Senkung erhöhter Cholesterin-Spiegel eingesetzt. Bereits in früheren Untersuchungen hatten sich Hinweise auf einen möglichen günstigen Einfluss von Statinen im Hinblick auf Tumor-Erkrankungen gezeigt. Aktuell wurden jetzt rund 87.000 Patienten, die in Hongkong wegen Herzschwäche im Krankenhaus behandelt worden waren, ausgewählt. Etwa 51.000 Patienten nahmen auch Statine ein, ca. 36.000 Patienten dagegen nicht. Die Patienten wurden im Durchschnitt über 4 Jahre begleitet. Bei Patienten mit Statin-Therapie traten im Verlauf 16% weniger neue Krebs-Erkrankungen auf. Je länger die Patienten ein Statin einnahmen, umso größer war der Effekt. Bei denen, die länger als 4 Jahre ein Statin eingenommen hatten, fiel das Krebsrisiko sogar 22% geringer aus. Auch die Sterblichkeit infolge einer Tumor-Erkrankung war um 26% geringer.
Kommentar: Neben der Cholesterin-senkenden Wirkung sind auch anti-entzündliche, anti-proliferative, anti-oxidative und andere günstige Eigenschaften von Statinen gut bekannt. Vorteilhafte Effekte im Zusammenhang mit Tumor-Erkrankungen könnten sich hierdurch erklären lassen. Es handelt sich aber nicht um eine randomisierte Studie, ein kausaler Zusammenhang ist daher nicht belegt. Denkbar wäre z.B., dass bei den Patienten, die Statine einnahmen, eine insgesamt bessere medizinische Versorgung und günstigere Lebens-Umstände zu einem geringeren Tumor-Risiko beigetragen haben.
Gedächtnis leidet nicht unter Statin-Therapie
In einer aktuellen Analyse von rund 18.000 Personen im Alter über 65 Jahre wurde der Einfluss von Statinen (Medikamente zur Cholesterin-Senkung) auf neuro-kognitive Fähigkeiten untersucht. Dazu wurden umfangreiche neuro-psychologische Testverfahren durchgeführt und die Teilnehmer über 4,7 Jahre begleitet. Es konnte kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Demenz oder andere Einschränkungen kognitiver Fähigkeiten bei Patienten mit Statin-Therapie im Vergleich zu Patienten ohne Statin-Therapie nachgewiesen werden. Das galt für sog. wasserlösliche (hydrophile) Statine und fettlösliche (lipophile) Statine in gleicher Weise.
Kommentar: Cholesterin wird im Gehirn insbesondere für die Synthese von sog. Neuro-Transmittern benötigt, kann aber die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Das Gehirn ist daher auf die Eigen-Synthese von Cholesterin angewiesen. Es war befürchtet worden, dass lipophile Statine (z.B. Atorvastatin, Simvastatin), die die Blut-Hirn-Schranke passieren können, sich nachteilig auf den Cholesterin-Stoffwechsel im Gehirn auswirken könnten.
Cholesterin-Senker mit Langzeit-Wirkung
Mit Leqvio® (Inclisiran) steht jetzt ein Cholesterin-Senker zur Verfügung, der nur alle 6 Monate subkutan (unter die Haut) injiziert wird. Es handelt sich hierbei um ein chemisch verändertes RNA-Molekül (small interfering RNA oder siRNA), das zu einer verstärkten Aufnahme von Cholesterin aus dem Blut in die Leberzellen führt. In Studien konnte eine Reduktion des LDL-Cholesterins um ca. 50% erreicht werden. Abgesehen von leichten Reaktionen an der Injektionsstelle war keine wesentliche Häufung ernster Nebenwirkungen festgestellt worden.
Kommentar: Mit den bereits verfügbaren und gut wirksamen Cholesterin-Senkern kann nicht immer eine Absenkung der Cholesterin-Werte im angestrebten Ausmaß erreicht werden. Auch können Unverträglichkeiten von Medikamenten bestehen. Daher kann Leqvio® das Spektrum der therapeutischen Optionen sinnvoll erweitern. Mit nur einer Injektion alle 6 Monate kann das LDL-Cholesterin sehr effektiv und offensichtlich nebenwirkungsarm gesenkt werden. In einer noch laufenden Studie soll untersucht werden, ob die mit dieser Substanz erreichbare Cholesterin-Senkung auch mit einer Abnahme kardiovaskulärer Ereignisse (z.B. Herzinfarkte) einhergeht. Siehe auch früheren HERZ-NEWS-Beitrag „Effektive Cholesterinsenkung mit nur 2 Injektionen pro Jahr“ weiter unten.
Bauchfett bleibt trotz Intervall-Fasten - Bei Mäusen
Intervall-Fasten ist als Methode zur Gewicht-Abnahme etabliert. Aktuell wurden die Stoffwechsel-Vorgänge beim Intervall-Fasten von Mäusen genauer untersucht. Die Stoffwechsel-Vorgänge bei Mäusen sind denen des Menschen recht ähnlich. Sie laufen (entsprechend der deutlich kürzeren Lebensspanne von Mäusen) aber deutlich schneller ab. Daher sind Mäuse gut geeignet, um Veränderungen von Stoffwechsel-Vorgängen im Verlauf zu beobachten. In dem aktuellen Versuch durften Mäuse abwechselnd einen Tag lang so viel futtern wie sie wollten und mussten dafür jeweils am folgenden Tag fasten. Dabei ließ sich ein verstärkter Fettabbau im sog. weißen Unterhaut-Fettgewebe nachweisen. Im Bauchfett zeigten sich aber gegenteilige Effekte. Die für den Fettabbau erforderlichen Stoffwechsel-Vorgänge nahmen ab und die für den Fettaufbau notwendigen Enzyme nahmen sogar zu. Offensichtlich passt das Bauchfett sich an die Fastenperioden an und versucht seinen Energie-Vorrat zu schützen. Zumindest bei Mäusen.
Kommentar: Inwieweit diese Vorgänge sich eins zu eins auf den Menschen übertragen lassen, muss in weiteren Studien geklärt werden. Auch ist fraglich, ob die beobachteten Vorgänge auf andere Formen des Fastens zutreffen. Diese Forschungs-Ergebnisse können aber einen Hinweis darauf geben, warum sich auch beim Menschen das Bauchfett den Abnehm-Versuchen oft hartnäckig widersetzt. Zumindest zeigt die Untersuchung, dass die genauen Stoffwechselvorgänge beim Fasten noch nicht hinreichend untersucht und verstanden sind. Es bleibt also ein weiter spannendes Forschungsfeld.
Erfolg mit Statinen bei Corona-Infektion
Forscher in New York haben untersucht, ob eine Vorbehandlung mit Statinen (Cholesterin-Senker) den Krankenhaus-Verlauf von Patienten mit Corona-Infektion beeinflusst. Dazu wurden 648 Patienten ausgewählt, die bereits vor Infektion unter einer Behandlung mit Statinen standen. Dann wurden 648 Patienten ausgewählt, die in wesentlichen Eigenschaften vergleichbar waren, aber nicht mit Statinen vorbehandelt waren. Die Sterberate im ersten Monat nach Krankenhaus-Aufnahme wegen einer Corona-Infektion lag bei Patienten mit einer Statin-Vorbehandlung rund 50% unter der von Patienten ohne Statin-Vorbehandlung.
Kommentar: Die von Statinen bekannten anti-entzündlichen und gerinnungshemmenden Effekte könnten für den besseren Verlauf verantwortlich sein. Allerdings handelt es sich um eine retrospektive Betrachtung. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Ergebnisse in randomisierten und prospektiven Studien bestätigen. Zumindest sollte eine laufende Statin-Therapie möglichst nicht beendet werden.
Nicht nur auf LDL-Cholesterin achten
Trotz einer Therapie mit Statinen (Cholesterin-Senker) kann bei den Behandelten noch ein Restrisiko für zukünftige Herzinfarkte bestehen. Um dieses Risiko einzuschätzen, wurde bisher vor allem die Höhe des sog. LDL-Cholesterin (LDL = Low density lipoprotein, im Allgemeinen als „leichtes“ oder auch „schlechtes“ Cholesterin bezeichnet) betrachtet. In einer aktuellen dänischen Studie wurde jetzt untersucht, inwieweit sich andere Bestandteile des Fettstoffwechsels zur Abschätzung der Prognose eignen. Es wurden mehr als 13.000 Patienten, die bereits mit Statinen behandelt wurden, im Verlauf über 8 Jahre beobachtet. Dabei waren hohe Werte des sog. Apolipoprotein B (ApoB) und des Non-HDL-Cholesterins (Gesamt-Cholesterin abzüglich des HDL-Cholesterins) besser als das LDL-Cholesterin in der Lage, das Risiko für zukünftige Herzinfarkte und Todesfälle abzuschätzen.
Kommentar: Mit der alleinigen Fokussierung auf das LDL-Cholesterin wird offensichtlich das zukünftige Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen nicht hinreichend erfasst. Die zusätzliche Bestimmung von ApoB und Non-HDL-Cholesterin kann möglicherweise die Prognose-Beurteilung sinnvoll ergänzen. Es bleibt abzuwarten, wie Leitlinien-Empfehlungen dadurch beeinflusst werden.
Fünf Portionen Obst oder Gemüse am Tag
In einer zusammenfassenden Analyse wurden die Auswirkungen des Verzehrs von Obst und Gemüse bei rund 1.9 Millionen Teilnehmern im Langzeitverlauf untersucht. Dabei zeigte sich mit zunehmendem Verzehr eine abnehmende Sterblichkeit. Erst ab 5 täglichen Portionen von Obst und Gemüse kam es zu einem "Sättigungs-Effekt", d.h. durch noch mehr Obst und Gemüse war kein weiterer Vorteil mehr zu erreichen. Für stärkehaltige Gemüse wie Bohnen, Erbsen, Mais, Kartoffeln ergab sich ebenso wie für Fruchtsäfte kein Vorteil.
Kommentar: Die Daten unterstützen den hohen Stellenwert einer Obst- und Gemüse-reichen Ernährung in ausgewogenen Ernährungs-Empfehlungen. Allerdings lässt sich aus den Daten dieser Beobachtungs-Studien kein kausaler Zusammenhang zwischen Ernährungsstil und Sterblichkeit herleiten.
Knochen leiden bei veganer Ernährung
Mit quantitativem Ultraschall wurde die Knochendichte am Fersenbein bei 36 „Alles-Essern“ (Omnivoren) und bei 36 Veganern (verzichten auf Nahrungsmittel tierischen Ursprungs) bestimmt. Es zeigte sich bei den Ultraschall-Messungen eine geringere Knochendichte bei Teilnehmern mit veganer Ernährung. Im Blut fanden sich bei den Veganern geringere Spiegel von Biomarkern wie Calcium, Vitamin A und Lysin, die für einen gesunden Knochen-Stoffwechsel von Bedeutung sind und besonders in tierischen Lebensmitteln vorkommen.
Kommentar: Zwar wäre eine Überprüfung der Ergebnisse in einer größeren Studie wünschenswert. Auch gilt die quantitative Ultraschall-Untersuchung nicht als bestes Verfahren zur Beurteilung der Knochendichte. Es mehren sich aber die Hinweise auf möglicherweise nachteilige Auswirkungen eines veganen Ernährungs-Stils auf die Knochen-Stabilität. HERZ-NEWS berichtete bereits über eine vermehrte Tendenz zu Knochenbrüchen bei veganer Diät (siehe den Beitrag „Mehr Knochenbrüche bei Fleischverzicht“ weiter unten).
Salz-Verzicht senkt jeden Blutdruck
Aktuell wurden die Ergebnisse mehrerer Studien mit insgesamt mehr als 10.000 Teilnehmern zusammenfassend ausgewertet, in denen der Einfluss des Salzkonsums auf den Blutdruck untersucht wurde. Dabei zeigte sich eine lineare Beziehung zwischen Salzkonsum und Höhe des Blutdrucks. Sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck nahmen mit geringerem Salzkonsum ab. Dies konnte sogar bei Teilnehmern mit normalem Blutdruck nachgewiesen werden. Allerdings war der Effekt bei Patienten mit primär hohem Blutdruck ausgeprägter.
Kommentar: Hoher Blutdruck gilt als wesentlicher Risikofaktor für Schlaganfälle, Demenz, Herzinfarkt, Herz- und Nierenschwäche. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine Kochsalz-Aufnahme von höchstens 6 Gramm täglich für Erwachsene. Tatsächlich liegt der durchschnittliche Konsum in Deutschland zwischen 8-10 Gramm täglich. Besonders viel Salz enthalten Brot, Wurst- und Fleisch-Produkte wie Kasseler, Salami, roher Schinken, aber auch Käsesorten wie Gorgonzola und Gouda. Auch Fertigprodukte wie Pizza und Konserven enthalten viel Salz. Neben einer Reduktion der genannten Nahrungsmittel sollte der Salzstreuer generell nur sparsam eingesetzt werden.
Statine gegen Verwachsungs-Bauch
Narbige Verwachsungen nach Bauch-Operationen sind häufig und führen in etwa 5% der Fälle zu ernsten langfristigen Komplikationen wie z.B. einem Dünndarm-Verschluss. Meist erfordert dies Folge-Eingriffe, um die Verwachsungen zu lösen.
In 2 großen Untersuchungen mit zusammen etwa 1,3 Millionen Patienten zeigte sich bei den Patienten, die zum Zeitpunkt der OP ein Statin (Cholesterin-Senker) einnahmen, ein 8-19% geringeres Risiko für Komplikationen durch Verwachsungen und ein 12-20% geringeres Risiko für einen Dünndarm-Verschluss.
Kommentar: Die vorteilhaften Ergebnisse werden auf die bekannten antientzündlichen und antifibrotischen Eigenschaften von Statinen zurückgeführt.
Eier mal wieder in der Schusslinie
In einer aktuellen Studie wurden Ernährungs-Daten von mehr als ½ Million US-Bürgern ausgewertet. Im Mittel wurden die Teilnehmer über 16 Jahre begleitet. Für einen täglichen Verzehr von 1/2 Ei zusätzlich errechneten die Forscher eine Zunahme der Gesamt -Sterblichkeit, sowie der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tumor-Erkrankungen um jeweils 7%. Dagegen fanden sich sogar günstige Effekte, wenn die Teilnehmer nur das Eiweiß konsumierten.
Kommentar: Die Ergebnisse sind aufgrund der recht großen Zahl der Teilnehmer und auch der langen Nachbeobachtungs-Phase beeindruckend. Es bleibt abzuwarten, wie die neuen Ergebnisse von den Fachgesellschaften in ihren Ernährungs-Empfehlungen gewertet werden.
Fetter Fisch stoppt Diabetes
Mehr als 160.000 Teilnehmer der UK-Biobank wurden im Hinblick auf ihren Fisch-Konsum über im Mittel 10 Jahre begleitet. Teilnehmer, die mindestens einmal in der Woche fetten Fisch verzehrten, hatten ein etwa 22% geringeres Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2, im Vergleich zu denen, die nie fetten Fisch auf dem Speiseplan hatten. Interessanterweise fand sich ein solcher Zusammenhang nicht für den Verzehr von nicht-fettem Fisch. Die regelmäßige Einnahme von Fischöl-Kapseln aber war wiederum mit einem 18% geringeren Risiko verbunden.
Kommentar: Zu den Fettfischen werden Speisefische wie z.B. Hering, Sprotte, Lachs, Makrele, Thunfisch, Aal gerechnet. Der Fettanteil in ihrem Muskelgewebe übersteigt 10% und kann 30% oder mehr betragen. Zu den fettarmen Fischen zählen u.a. Kabeljau, Seelachs, Barsch, Zander und Hecht. Die o.g. Ergebnisse sollten aber nicht dazu führen, auf die vielfältigen gesundheitlichen Vorteile von nicht-fettem Fisch zu verzichten. Ohnehin lässt sich aus den obigen Daten nur eine Assoziation aber kein kausaler Zusammenhang herleiten.
Weißmehl-Produkte auf dem Prüfstand
In einer der größten Ernährungsstudien (PURE), wurden die Ernährungs-Gewohnheiten von mehr als 137.000 Teilnehmern in 21 Ländern rund um den Globus erfasst. Zusätzlich wurde im Langzeit-Verlauf über rund 9,5 Jahre (Median) das Auftreten von Herzkreislauf-Komplikationen ermittelt. In der aktuellen Untersuchung wurde besonders der Verzehr von Weißmehl-Produkten (Weißbrot, Toastbrot, Nudeln, Pizza, Kuchen, Kekse, Chips, Cerealien, helle Brötchen u.a.) unter die Lupe genommen. Bei Teilnehmern mit dem höchsten Konsum von Weißmehl-Produkten (mehr als 350 g täglich) fand sich im Vergleich zu Teilnehmern mit dem geringsten Verzehr (weniger als 50 g täglich) ein um 27% höheres Sterbe-Risiko und ein um 33% höheres Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Tod, Herzschwäche). Für den Verzehr von Vollkorn-Produkten oder weißem Reis fand sich kein erhöhtes Risiko.
Kommentar: Im Gegensatz zu Weißmehl enthalten Vollkornmehle (auch Weizenvollkornmehl) das ganze Korn und nicht nur den inneren Kern und damit reichlich Ballaststoffe sowie mehr Vitamine, Mineralstoffe und gesunde ungesättigte Fettsäuren. Die Kohlenhydrate von Weißmehl-Produkten werden sehr schnell in Zucker umgewandelt. Der Blutzuckerspiegel steigt rasch an, fällt aber auch schnell wieder ab. Dies führt zu erneutem Hunger-Gefühl und häufig erneuter Kalorien-Zufuhr. Das Sättigungsgefühl hält also nicht lange an. Bei Vollkorn-Produkten steigt der Blutzuckerspiegel dagegen nicht so schnell an und fällt auch langsamer ab. Vollkornprodukte machen also länger satt. Bereits in früheren Untersuchungen waren Risikofaktoren wie Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck mit dem vermehrten Verzehr von Weißmehl-Produkten in Verbindung gebracht worden.
Intensive und frühe Cholesterin-Senkung nach Herzinfarkt
Nach einem Herzinfarkt ist die Einstellung aller kardiovaskulären Risikofaktoren etabliert. Dazu gehört die Senkung des Cholesterins, insbesondere des sog. LDL-Cholesterins. In einem schwedischen Register wurde jetzt untersucht, wie sich die Cholesterin-Senkung mit Statinen in der frühen Phase nach einem Herzinfarkt auswirkt. Dazu wurden bei mehr als 40.000 Patienten die Cholesterin-Werte in der ersten 6-10 Wochen nach dem Infarkt nochmals bestimmt. Das Viertel der Patienten mit der besten LDL-Senkung wurde mit dem Viertel der Patienten mit der geringsten LDL-Senkung verglichen. Dabei waren bei den Patienten mit der besten Cholesterin-Senkung 23% weniger Herzinfarkte, Schlaganfälle und Todesfälle aufgetreten.
Kommentar: Die Untersuchung verdeutlicht den großen Nutzen einer frühen und intensiven Cholesterin-Senkung mit Statinen nach einem Herzinfarkt.
Natur-belassene Lebensmittel im Vorteil
In einer aktuellen Studie mit mehr als 22.000 Teilnehmern in Italien wurden die Ernährungs-Gewohnheiten, insbesondere im Hinblick auf den Verzehr von industriell stark verarbeiteten Lebensmitteln, untersucht. Die Forscher beobachteten über rund 8 Jahre den Gesundheits-Zustand der Teilnehmer. Das Viertel der Teilnehmer mit dem höchsten Konsum wurde mit dem Viertel der Teilnehmer mit dem geringsten Konsum von industriell stark verarbeiteten Lebensmitteln verglichen. Teilnehmer mit hohem Konsum hatten im Verlauf eine insgesamt 26% höhere Sterblichkeit. Besonders die Sterblichkeit an Herzkreislauf-Erkrankungen (meist Herzinfarkt oder Schlaganfall) war um 52 % erhöht. Der wesentliche Anteil des Risikos war in dieser Untersuchung auf den hohen Zuckergehalt der Lebensmittel zurückzuführen.
Kommentar: Auch in früheren Untersuchungen waren industriell stark verarbeitete Lebensmittel bereits mit einem erhöhten Risiko für Diabetes, Übergewicht, Herzkreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit in Verbindung gebracht worden.
Zu den industriell stark verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken zählen u.a. Backwaren, Snacks, vorgefertigte Tiefkühlprodukte wie Tiefkühl-Pizza, „Fastfood“, Chips, Wurst, Pommes, Süßigkeiten, Weißmehl-Produkte wie Brötchen, Nudeln und zuckerhaltige Limonaden.
Sie enthalten meist nur noch Auszüge aus Nahrungsmitteln, zu viel konzentrierte Kalorien, zu viel ungesunde gehärtete Fette, zu viel Salz und Zucker. Im Rahmen der industriellen Herstellung werden künstliche Aromastoffe und Farbstoffe, Geschmacks-Verstärker und chemische Konservierungsstoffe hinzugefügt. Dagegen enthalten sie zu wenig Vitamine, Aminosäuren, Enzyme, Antioxidantien, Spurenelemente, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Aufgrund des geringeren Nährstoff-Gehalts wird oft auch von "leeren Kalorien" gesprochen.
Ernährungs-Wissenschaftler empfehlen wenig verarbeitete, frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Vollkorn-Produkte, Wasser, Eier, Fisch- und Fleisch-Produkte. Anstelle von Industrie-Zucker zum Süßen bieten sich frisches oder getrocknetes Obst oder Honig an.
Wie bei den meisten Ernährungs-Studien ist aber ein kausaler Zusammenhang nicht sicher zu belegen. Viele Menschen mit gesundem Ernährungs-Verhalten bemühen sich oft insgesamt um einen gesunden Lebensstil wie z.B. ausreichende körperliche Aktivität, Meidung von Genussgiften wie Nikotin etc. Es ist daher kaum möglich, die Nahrungs-vermittelten Effekte isoliert herauszuarbeiten und von den anderen Einflüssen zu trennen.
Mehr Fisch - weniger Fleisch
Anhand von Daten der UK-Biobank wurden die Ernährungs-Gewohnheiten von mehr als 420.000 Teilnehmern ermittelt. Es erfolgte eine Einteilung in Vegetarier, Pescetarier, Fisch- und Geflügel-Esser sowie Fleisch-Konsumenten ohne Einschränkungen. Letztere Gruppe machte allein fast 95 % der Teilnehmer aus. Im Verlauf von 8,5 Jahren zeigte sich bei Pescetariern im Vergleich zu Fleisch-Konsumenten ein 30% geringeres Risiko für Herzinfarkte und 21% geringeres Risiko für Schlaganfälle. Dieser Vorteil im Vergleich zum Fleisch-Verzehr war bei Vegetariern und Fisch-/Geflügel-Konsumenten geringer ausgeprägt. Interessanterweise fand sich aber kein wesentlicher Unterschied im Hinblick auf die kardiovaskuläre Sterblichkeit zwischen den Teilnehmer-Gruppen.
Kommentar: Die günstigen Effekte von Fisch-Konsum werden von den Autoren insbesondere mit dem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren erklärt. Trotz der großen Teilnehmerzahl sind die statistischen Betrachtungen durch die sehr unterschiedlichen Gruppen-Größen beeinträchtigt. Möglicherweise trägt dies dazu bei, dass sich trotz des beeindruckend geringeren Risikos für Herzinfarkte und Schlaganfälle die Sterblichkeit zwischen den Gruppen nicht wesentlich unterschied. Ein veganer Ernährungsstil konnte ebenfalls wegen der geringen Teilnehmerzahl nicht untersucht werden. Die Forscher empfehlen einen verstärkten Fisch- anstelle von Fleisch-Verzehr.
Vegan-fettarme Diät erfolgreich
In der aktuellen Untersuchung wurden 244 Teilnehmer mit Übergewicht (BMI 28-40) zwei unterschiedlichen Ernährungs-Strategien randomisiert (zufallsmäßig, wie beim Werfen einer Münze) zugeteilt. Während die Teilnehmer einer Gruppe bei ihrer gewohnten Ernährung blieben, folgten die Teilnehmer der anderen Gruppe einer vegan-fettarmen Diät. Im Verlauf von 4 Monaten nahmen die Teilnehmer der veganen Diät rund 6 Kg Gewicht ab. Dagegen zeigte sich keine Veränderung in der Vergleichsgruppe. Obwohl die Teilnehmer der veganen Diät-Gruppe so viel essen durften, wie sie wollten, hatten sie letztlich weniger Kalorien aufgenommen. Auch verbesserten sich einige Stoffwechsel-Parameter. So zeigte sich eine bessere Insulin-Empfindlichkeit und ein verminderter Fettgehalt in Leber- und Muskelzellen.
Kommentar: Die Studie überzeugt nicht nur durch die solide Gewicht-Abnahme, sondern auch die günstige Beeinflussung wichtiger Stoffwechsel-Parameter. Die längerfristigen Auswirkungen der Diät sollten in weiteren Studien geklärt werden (siehe auch vorhergehenden HERZ-NEWS-Beitrag).
Mehr Knochenbrüche bei Fleischverzicht
In einer groß angelegten Untersuchung (EPIC-Oxford-Studie) wurden die Ernährungs-Gewohnheiten von rund 55.000 Teilnehmern ermittelt. Es wurde zwischen Veganern, Vegetariern, Pescetariern und Fleisch-Essern differenziert. Die Teilnehmer wurden über 18 Jahre begleitet und auftretende Knochenbrüche registriert. Insbesondere Veganer hatten in diesem Zeitraum im Mittel 43% mehr Knochenbrüche als Fleisch-Konsumenten. Der größte Unterschied zeigte sich bei Hüft-Frakturen, die bei Veganern 2,3-fach häufiger auftraten. Auch Vegetarier und Pescetarier hatten ein höheres Fraktur-Risiko. Die Autoren vermuten einen Mangel von Calcium, Eiweiß und Vitamin D bei Personen mit fleischloser Ernährung. Auch Untergewicht könnte in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen.
Kommentar: Bereits in früheren Studien war über eine geringere Knochendichte bei vegetarischer Ernährung berichtet worden. Die Autoren raten dennoch nicht von fleischloser Ernährung ab. Die gleiche Forscher-Gruppe hatte erst kürzlich gezeigt, dass Patienten mit fleischloser Ernährung etwa 20% weniger Herzinfarkt-gefährdet sind, allerdings auch 20% mehr Schlaganfälle erleiden (siehe früheren HERZ-NEWS-Beitrag weiter unten). Zumindest sollte bei Fleisch-Verzicht auf eine ausreichende Zufuhr von Calcium, Eiweiß, Vitamin D und B12 geachtet werden. Sowohl Über- als auch Untergewicht sollte vermieden werden. Kritikpunkte an der Studie sind der mit rund 75% hohe Frauenanteil und fehlende Informationen über zusätzliche Einnahmen von Calcium-Präparaten. Auch wurden evtl. Änderungen der Ernährungs-Stile von Teilnehmern im Verlauf der Studie nicht hinreichend erfasst.
Omega-3-Fettsäuren erneut gescheitert
Über 13.000 Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko (z.B. vorliegende Gefäß-Verkalkungen) wurden für die Studie ausgewählt. Bei allen Teilnehmern bestand bereits eine Behandlung mit einem Statin (Cholesterin-Senker). Die Patienten erhielten randomisiert (zufallsmäßige Zuteilung, wie beim Werfen einer Münze) Omega-3 Fettsäuen in einer Dosis von 4 g täglich oder ein Schein-Medikament (Placebo). Bei den Omega-3-Fettsäuren handelte es sich wie üblich um ein Gemisch aus Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure. Nach mehrjährigem Verlauf wurde die Studie jetzt vorzeitig beendet, da sich kein Nutzen im Hinblick auf die erhoffte Verhinderung kardiovaskulärer Komplikationen (Herzinfarkt, Schlaganfall u.a.) abzeichnete. Auch traten bei Einnahme von Omega-3-Fettsäuren mehr Nebenwirkungen in Form von Magen-Darm-Beschwerden auf.
Kommentar: Die Studie reiht sich in eine Serie früherer erfolgloser Studien ein. Lediglich in der umstrittenen REDUCE-IT-Studie war ein Nutzen berichtet worden. In dieser Studie war reine Eicosapentaensäure verwendet worden. Siehe hierzu auch den früheren HERZ-NEWS-Beitrag weiter unten: "Baut Fischöl Ablagerungen in Gefäßen ab?"
Bei Nebenwirkungen auch an Nocebo-Effekt denken
Statine gehören wegen ihrer sehr vorteilhaften Wirkungen zu den meistverordneten Medikamenten. Als typische Nebenwirkung werden nicht selten Muskelbeschwerden von Patienten berichtet. Für eine aktuelle Studie wurden 60 Patienten, die eine Statin-Therapie wegen Muskelbeschwerden beendet hatten, ausgewählt. Die Patienten erhielten 12 Fläschchen. Jeweils 4 Fläschchen enthielten ein Statin, ein identisch aussehendes Schein-Medikament (Placebo) oder waren leer. Per Zufalls-Generator wurde festgelegt, welches Fläschchen in welchem Monat verwendet werden sollte. Weder Arzt noch Patient konnten Placebo oder Statin unterscheiden. Die Patienten notierten per App täglich ihre Beschwerden. In den Monaten ohne irgendeine Pillen-Einnahme (leere Fläschchen) traten auch nur wenig Beschwerden auf. Sowohl bei Placebo- als auch Statin-Einnahme zeigte sich eine deutliche Zunahme der Beschwerden, mit nur geringem Unterschied zwischen der Placebo- und der Statin-Einnahme. Allein die Einnahme einer wirkungslosen Pille war für etwa 90% der Symptome verantwortlich.
Kommentar: Wenn ein wirkstoff-freies Scheinmedikament zu unerwünschten Nebenwirkungen führt, spricht man von einem Nocebo-Effekt. Eine negative Erwartungshaltung des Patienten kann hierzu beitragen. Umgekehrt wie bei dem bekannteren Placebo-Effekt, bei dem eine positive Erwartungshaltung zu einer günstigen Wirkung beitragen kann. Das Ausmaß des oben beschriebenen Effektes muss allerdings kritisch hinterfragt werden. Neben der kleinen Patientenzahl können auch andere methodische Probleme das Ergebnis beeinflusst haben. Gleichwohl empfiehlt es sich, die Möglichkeit eines Nocebo-Effektes in Erwägung zu ziehen.
Neuer Cholesterin-Senker jetzt verfügbar
Teilweise kann mit den sog. Statinen oder auch Ezetemib keine ausreichende Senkung erhöhter Cholesterinwerte erreicht werden. Nicht selten bestehen auch Unverträglichkeiten der genannten Medikamente. In diesen Fällen steht jetzt mit Bempedoinsäure eine weitere Option zur Senkung der Cholesterinwerte zur Verfügung. Über die Studien-Ergebnisse hatte HERZ-NEWS bereits berichtet (siehe früherer Beitrag "Neuer Cholesterin-Senker am Start"). Die neue Substanz ist jetzt als Nilemdo® und in Kombination mit Ezetimib als Nustendi® in Apotheken erhältlich. Die Einnahme von 180 mg erfolgt einmal täglich.
Kommentar: Die Substanz hemmt die Cholesterin-Synthese in der Leber und senkt den Cholesterin-Spiegel im Blut. Anders als bei Statin-Therapie werden Muskelbeschwerden mit dem neuen Präparat nur selten beobachtet. Ob sich aber wie mit den Statinen langfristig auch kardiovaskuläre Komplikationen (Herzinfarkt, Schlaganfall u.a.) vermeiden lassen, bleibt abzuwarten.
Cholesterin-Senker schützen auch im Alter
Der Nutzen einer Therapie mit Cholesterin-Senkern bei älteren Patienten wird oft kontrovers diskutiert. Eine aktuelle zusammenfassende Analyse früherer Studien ging dieser Frage nach. Etwa 9% von mehr 240.000 untersuchten Patienten waren älter als 75 Jahre. Es zeigte sich im Verlauf über 2-6 Jahre, dass der günstige Effekt der Cholesterin-Senkung bei älteren Patienten genauso wie bei den Jüngeren nachweisbar war. Im Einzelnen fand sich eine geringere Häufigkeit von Herzinfarkten (-20%), Schlaganfällen (-27%) und Todesfällen an Herzkreislauf-Erkrankungen (-15%). Auch waren weniger Eingriffe zur Durchblutungs-Verbesserung notwendig (-20%). Dabei zeigte sich der Nutzen sowohl bei Behandlung mit Statinen als auch anderen Cholesterin-Senkern wie Ezetimib und den sog. PCSK9-Hemmern.
Kommentar: Die Untersuchung ist ein weiterer Beleg für den sinnvollen Einsatz von Cholesterin-Senkern unabhängig vom Alter der Patienten. HERZ-NEWS hatte erst kürzlich über den späten Therapiebeginn mit Statinen berichtet (siehe früheren Beitrag "Es ist nie zu spät für Statine"). Die aktuelle Analyse bestätigt diese Ergebnisse. Auch zeigt sich der Nutzen nicht nur bei Statin-Behandlung, sondern auch für andere Cholesterin-Senker. Alter per se sollte also kein Grund sein, einem Patienten die Behandlung mit Cholesterin-Senkern vorzuenthalten.
Keine Depression oder Angst durch Statine
Im Hinblick auf das Risiko für neuro-psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen, Angst-Störungen oder Selbstmord waren in der Vergangenheit unterschiedliche Ergebnisse bei Behandlung mit Statinen (Cholesterin-Senker) berichtet worden. In einem großen schwedischen Register von mehr als 1 Million Teilnehmern mit Statin-Behandlung wurden bei den Patienten Zeiträume mit und ohne Statin-Behandlung verglichen. Es konnte in Perioden mit Statin-Behandlung kein erhöhtes Risiko für Angst-Störungen, Depressionen oder Selbstmord nachgewiesen werden. Im Gegenteil fand sich sogar ein mäßig verringertes Risiko für Depressionen in den Statin-Behandlungs-Phasen. Auch für Anfallsleiden (epileptische Anfälle) konnte kein erhöhtes Risiko nachgewiesen werden.
Kommentare: Statine gehören zu den meist-verordneten Medikamenten. Wegen der großen Bedeutung von Cholesterin für das Gehirn stehen mögliche Wirkungen auf Hirnfunktionen unter besonderer Beobachtung. In dem aktuellen großen Register ergaben sich keine Hinweise auf nachteilige Nebenwirkungen. Das beobachtete geringere Risiko für Depressionen bedarf einer Bestätigung durch weitere Untersuchungen.
Cholesterin-Senker bei schweren Infektionen nützlich
Bei einer schweren Infektion mit Versagen innerer Organe (z.B. Lungen- oder Nieren-Versagen) liegt eine sog. Sepsis vor. Dieses Krankheitsbild geht mit einer hohen Sterberate einher. Aus den USA wurden jetzt Ergebnisse aus einem großen Register von etwa 137.000 Patienten mit Sepsis berichtet. Patienten, die zum Zeitpunkt der Erkrankung unter Behandlung mit sog. Statinen (Medikamente zur Cholesterin-Senkung) standen, hatten eine etwa 20% geringere Sterblichkeit im Verlauf von 3 Monaten.
Kommentar: Ob die von Statinen bekannten anti-entzündlichen Eigenschaften oder sogar direkte Wirkungen gegen Krankheitserreger zum Tragen kamen, ist bisher nicht geklärt. Auch ist zu berücksichtigen, dass es sich nur um eine retrospektive Untersuchung handelt, und damit ein kausaler Zusammenhang nicht bewiesen ist. Das Ergebnis passt aber in eine Reihe früherer Untersuchungen mit ähnlichem Resultat. Zuletzt war in HERZ-NEWS über den günstigen Einfluss von Statinen im Rahmen von Corona-Infektionen berichtet worden (siehe den Beitrag „Statine sicher bei COVID-19“ weiter unten).
Geringe Wirkung bei intermittierendem Fasten
Häufig wird eine Strategie des intermittierenden Fastens (IF), auch Intervall-Fasten genannt, zur Gewichtsabnahme propagiert. In einer aktuellen Studie wurden von einer Forscher-Gruppe in Kalifornien 105 Teilnehmer randomisiert (zufallsmäßig, wie beim Werfen einer Münze) zwei unterschiedlichen Ernährungs-Strategien für einen Zeitraum von 12 Wochen zugeteilt. Für eine Gruppe war intermittierendes Fasten über 16 Stunden pro Tag angesagt. In der anderen Gruppe waren neben den 3 Hauptmahlzeiten auch „Zwischendurch-Snacks“ erlaubt. Am Ende der Studie hatte das Körpergewicht in der Gruppe mit IF um 0,94 kg, bei Teilnehmern mit liberaler Ernährung um 0,68 kg abgenommen. Damit ergab sich nach 12 Wochen nur ein geringer Unterschied von 0,26 kg zwischen den beiden Ernährungs-Stilen.
Kommentar: Als Strategie zur Gewichtsabnahme konnte intermittierendes Fasten in der Studie nicht überzeugen. Zumindest dürfte ein "langer Atem" zur Erzielung sichtbarer Ergebnisse erforderlich sein. Allerdings können andere, möglicherweise günstige, Stoffwechsel-Wirkungen des Intervall-Fastens nicht ausgeschlossen werden. Eine größere Studie wäre wünschenswert.
Baut Fischöl Ablagerungen in Gefäßen ab?
Achtzig Patienten mit Atherosklerose der Kranzgefäße (KHK, koronare Herzkrankheit) und hohen Triglyceriden (Neutralfette) wurden in die aktuelle Studie eingeschlossen. Die Patienten erhielten randomisiert (zufallsmäßige Zuteilung, wie beim Werfen einer Münze) entweder ein Omega-3-Fettsäure-Präparat (2 x 2 g reine Eicosapentaensäure täglich) oder Placebo (Mineralöl-Kapseln). Die Kranzgefäße wurden anfangs und nach 18 Monaten mittels CT untersucht. Dabei zeigte sich im Verlauf eine Rückbildung von Ablagerungen (atherosklerotische Plaques) um 9 % bei Gabe von Omega-3-Fettsäuren. Dagegen kam es zu einer Zunahme des Plaque-Volumens um 11% in der Placebo-Gruppe. Besonders deutliche Veränderungen zeigten sich bei sog. weichen Plaques (enthalten viel Fette, z.B. Cholesterin), weniger bei harten (enthalten viel Calcium).
Kommentar: Die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure sind besonders in fettreichem Fisch enthalten. Bisherige Studien zum Einsatz von Omega-3-Fettsäuren in sog. "Fischöl"-Präparaten sind überwiegend enttäuschend verlaufen. Eine Ausnahme stellt die 2018 veröffentlichte REDUCE-IT-Studie dar. In dieser Studie war bei mehr als 8000 Patienten mit bekannter kardiovaskulärer Erkrankung und erhöhten Triglyceriden über 5 Jahre ein Omega-3-Fettsäure-Präparat mit Placebo verglichen worden. Anders als in früheren Studien erhielten die Patienten in dieser Studie reine Eicosapentaensäure (und nicht wie sonst üblich eine Kombination zusammen mit Docosahexaensäure). Auch war eine ungewöhnlich hohe Dosierung von 2 x 2 g gewählt worden. Die Placebo-Kapseln enthielten dagegen Mineralöl. Die Rate kardiovaskulärer Ereignisse (u.a. Herzinfarkt, Schlaganfall) war um 25% bei Behandlung mit dem Omega-3-Fettsäure-Präparat geringer. Die Studie ist umstritten, nicht zuletzt wegen des Mineralöl-Anteils in den Placebo-Kapseln. Auch die aktuellen Ergebnisse zur Rückbildung von Gefäß-Ablagerungen werden in der Fachpresse kontrovers diskutiert. Das in den Studien verwendete Omega-3-Fettsäure-Präparat wird unter dem Handelsnamen Vascepa® rezeptpflichtig vertrieben.
Kaffee und Koffein: Stand der Wissenschaft!
In einem aktuellen Übersichts-Artikel wurde der Wissensstand zum Thema Kaffee und Koffein zusammengefasst. Dabei sollte zwischen Kaffee und Koffein unterschieden werden. Kaffee enthält neben Koffein zahlreiche weitere Wirkstoffe, Koffein ist dagegen auch in Kakao, Tee, Cola-Getränken und Energy-Drinks enthalten.
Leistungs-Steigerung
Kurzfristig kann Kaffee/Koffein zwar die Aufmerksamkeit steigern und Müdigkeit entgegenwirken. Langfristig kann bei chronischem Schlafmangel aber der Leistungsabfall nicht verhindert werden.
Schlaf
Die Wirkung von Kaffee/Koffein auf den Schlaf ist individuell sehr unterschiedlich. Bei entsprechend veranlagten Personen und besonders bei späterem Konsum am Nachmittag kann der Schlaf beeinträchtigt sein.
Wasser-Haushalt
Für die weit verbreitete Ansicht, dass Kaffee dem Körper Wasser entzieht, ergibt sich kein hinreichender Beleg. Zwar kann Kaffee akut die Urin-Produktion anregen, insgesamt wurde aber kein wesentlicher Einfluss auf den Wasser-Stoffwechsel nachgewiesen.
Tumor-Erkrankungen
Frühere Befürchtungen erhöhter Tumor-Raten durch Kaffee/Koffein haben sich nicht bestätigt. Für einige Tumor-Arten wurde sogar ein leicht geringeres Risiko berichtet. Auch das Risiko von Leber-Erkrankungen (Leber-Fibrose oder Leber-Zirrhose) scheint eher vermindert zu sein.
Cholesterin
Nur bei Genuss von ungefiltertem Kaffee (z.B. Zubereitung nach türkischer oder skandinavischer Art) wurde eine leichte Erhöhung des LDL-Cholesterins beobachtet.
Blutdruck
Anders als allgemein angenommen wirkt Kaffee nicht per se Blutdruck-steigernd. Zwar können andere koffeinhaltige Getränke den Blutdruck leicht erhöhen. Im Kaffee wirken aber möglicherweise andere Inhalts-Stoffe einer Blutdruck-Erhöhung entgegen.
Diabetes
Für Kaffee ist ein geringeres Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 nachgewiesen worden. Dies gilt nicht für andere koffeinhaltige Getränke.
Lebensdauer
Moderater Konsum von Filterkaffe scheint sogar mit einer längeren Lebensdauer verbunden zu sein. Dies kann aber nicht sicher auf die Wirkung von Koffein zurückgeführt werden, sodass dieser vorteilhafte Effekt auch nicht für andere koffeinhaltige Getränke belegt ist.
Rhythmus-Störungen
Eine verstärkte Neigung zu Herzrhythmus-Störungen ist nicht belegt, insbesondere besteht kein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern. Auch bei Herzkranken ist moderater Kaffee-Konsum offensichtlich unbedenklich.
Fazit der Autoren
Auch für Kaffee/Koffein gilt: "Die Dosis macht das Gift". Bei sehr hoher Dosis können Schlafmangel, Nervosität, Erregung, Unruhe und Angst-Zustände auftreten. Mit den üblichen Mengen werden diese Dosis-Bereiche meist nicht erreicht. Problematisch scheinen manche Energy-Drinks, besonders bei Kindern und Jugendlichen, zu sein. Bei Energy-Drinks raten die Autoren von Produkten mit hohem Koffein-Gehalt und der Kombination mit Alkohol ab.
Die Autoren halten den moderaten Konsum von Koffein bis zu 400 mg täglich in der Regel für unbedenklich. Diese Menge ist etwa in 4 Tassen Filterkaffee oder 6 Tassen Espresso enthalten.
Die Koffein-Konzentration in Espresso ist zwar höher als die in Filter-Kaffee, die übliche Tassen-Größe aber wesentlich kleiner. Prinzipiell bestehen starke individuelle Unterschiede der Koffein-Empfindlichkeit. Während Rauchen den Abbau von Koffein beschleunigt, ist bei "Pillen"-Einnahme sowie bei Schwangeren und Stillenden mit einem verlangsamten Abbau zu rechnen, sodass für Letztere nur eine Dosis von 200 mg täglich empfohlen wird. Besonders empfindliche Personen mit Schlafstörungen nach Kaffee/Koffein sollten zumindest auf den Konsum am Nachmittag verzichten. Für Personen mit Angst- oder Erregungs-Zuständen oder Nervosität empfiehlt sich generell ein zurückhaltender Konsum von Kaffee-/Koffein.
Kommentar: Zur Erklärung des positiven Ergebnisses für Filterkaffee im Hinblick auf die Lebensdauer werden oftmals mögliche antientzündliche, antithrombotische, antioxidative u.a. protektive Eigenschaften angeführt. Siehe hierzu auch den früheren Beitrag in diesem Abschnitt von Herz-News: Kaffee empfohlen, "aber bitte mit Filter".
Schokolade gegen Herzinfarkt?
In einer zusammenfassenden Analyse mehrerer Studien mit mehr als 330.000 Teilnehmern wurde der Zusammenhang zwischen Schokoladen-Konsum und der Entwicklung einer koronaren Herz-Krankheit (KHK), häufig Herzinfarkt, über einen Zeitraum von fast 9 Jahren untersucht. Teilnehmer mit moderatem Konsum von Schokolade (mehr als einmal pro Woche) hatten im Vergleich zu denen mit seltenem Konsum (weniger als einmal pro Woche) ein 8% geringeres Risiko für die Entwicklung einer KHK.
Kommentar: Einigen Inhaltsstoffen von Schokolade wie sog. Polyphenolen, Flavonoiden u.a. werden günstige Wirkungen auf die Blut-Gefäße zugeschrieben. Viele Fragen wie z.B. zum Zucker- und Fettgehalt, Menge und Art der Schokolade (hell, dunkel) bleiben allerdings offen. Der oben beschriebene geringe Nutzen sollte daher nicht überbewertet werden. Zumindest scheint aber der moderate Konsum von Schokolade nicht mit einem erkennbar erhöhten Risiko für die Herz-Kranzgefäße einherzugehen. Letztlich müssten die Ergebnisse in randomisierten Studien überprüft werden.
Hirnschaden durch Feinstaub - Hilft Fischöl?
Aktuell wurde bei über 1300 Frauen (mittleres Alter 70 Jahre) die durchschnittliche Feinstaub-Belastung (Partikel-Größe < 2.5 um) über einen Zeitraum von 3 Jahren gemessen. Partikel dieser Größe (nur ein Dreißigstel eines Haar-Durchmessers) können über die Atemwege direkt in die Blut-Zirkulation gelangen und zu Organ-Schäden führen. Mittels MRT zeigte sich eine zunehmende Hirnschädigung (kleinere Gehirn-Größe) mit zunehmender Höhe der Feinstaub-Belastung. Bei Frauen mit hohen Spiegeln an Omega-3-Fettsäuren im Blut war die Schädigung dagegen deutlich geringer ausgeprägt.
Kommentar: Leider liegen keine genauen Angaben zur Einnahme von Supplementen mit Omega-3-Fettsäuren und damit zur evtl. erforderlichen Dosis vor. In zukünftigen Studien sollte weiter geprüft werden, inwieweit Omega-3-Fettsäuren neuro-degenerative Entwicklungen vorteilhaft beeinflussen können.
Sind Vegetarier leichter und introvertierter?
In einer aktuellen Untersuchung von etwa 9000 Teilnehmern fanden Forscher des Max Planck-Instituts, dass der Verzicht auf tierische Nahrungsmittel mit einem geringeren Körpergewicht einherging. Bei psychologischen Untersuchungen zeigte sich bei Vegetariern eine Tendenz zu stärkerer Introvertiertheit.
Kommentar: Bezüglich des Körper-Gewichts lässt sich nicht sicher entscheiden, ob der Verzicht auf tierische Nahrungsmittel allein zu dem geringeren Körpergewicht geführt hat. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine allgemein gesundheits-bewusstere Lebensführung im Hinblick auf Ernährung und körperliche Aktivität (Sport) bei Vegetariern das Ergebnis beeinflusst hat. Auch ist nicht geklärt, ob vegetarische Ernährung Introvertiertheit begünstigt oder Introvertierte eher zu vegetarischer Ernährung tendieren.
Es ist nie zu spät für Statine
Trotz des breiten Einsatzes von Statinen zur Cholesterin-Senkung herrscht Unsicherheit über einen Therapie-Beginn bei älteren Patienten ( >75 Jahre) ohne kardiovaskuläre Vorerkrankung (sog. Primär-Prävention).
Aktuell wurden rückblickend Daten von mehr als 320.000 US-Veteranen ausgewertet. Patienten, bei denen im höheren Alter (im Mittel 81 Jahre) mit einer Statin-Therapie begonnen wurde, hatten im Vergleich zu Patienten ohne Statin-Therapie im Verlauf über fast 7 Jahre ein 25% geringeres Sterbe-Risiko.
Kommentar: Letztlich werden noch laufende randomisierte Studien zur definitiven Klärung beitragen. Aufgrund der bisherigen Daten-Lage sollte aber keinem Patienten die Option einer so erfolgreichen Therapie nur aus „Altersgründen“ vorenthalten werden.
Statine sicher bei COVID-19
Die Krankheits-Verläufe von fast 14.000 Patienten mit COVID-19 aus der Provinz Hubei (China) wurden retrospektiv ausgewertet. Im Verlauf von 28 Tagen fand sich bei den Patienten, die ein Statin (Medikament zur Cholesterin-Senkung) einnahmen, eine Sterblichkeit von 5,2 % gegenüber 9,4% bei Patienten ohne Statin. Auch mussten weniger Patienten mit Statin-Therapie intensiv-medizinisch betreut werden.
Kommentar: Der Nutzen von Statinen im Rahmen einer Corona-Infektion muss in prospektiv-randomisierten Studien geklärt werden. Zumindest scheint die Therapie aber sicher zu sein, so dass Statine keinesfalls abgesetzt werden sollten. Die von Statinen bekannte anti-entzündliche Wirkung könnte sich im Rahmen der Infektion günstig auswirken.
Günstiger Einfluss von Statinen bei Eierstock-Krebs möglich
Statine gehören zu den meist-verordneten Medikamenten und werden bisher zur Senkung des Cholesterin-Spiegels im Blut eingesetzt. Bei mehr als 10.000 finnischen Frauen mit Eierstock-Krebs war in einer retrospektiven Studie die Tumor-Sterblichkeit um 40% geringer, wenn die Frauen ein Statin einnahmen. Besonders vorteilhaft war der Einfluss der sog. lipophilen (fettlöslichen) Statine. Hierbei handelt es sich um Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin und Fluvastatin. Statine greifen generell in einen Stoffwechselweg ein, der auch das Zell-Wachstum und die Bildung neuer Blutgefäße beeinflusst.
Kommentar: Die Ergebnisse sollten Anlass sein, die Wirkung von Statinen bei dem sonst schwer behandelbaren Eierstock-Krebs in einer sog. prospektiven und randomisierten Studie zu überprüfen. Im vergangenen Jahr war über ähnlich positive Ergebnisse bei Behandlung mit lipophilen Statinen im Zusammenhang mit Leberzell-Krebs berichtet worden.
Bauchfett und Diäterfolg - Reine Kopfsache
Fettdepots bilden sich bei verschiedenen Menschen oft bevorzugt an unterschiedlichen Stellen. Dabei gelten Fettablagerungen im Bauch-Bereich oder sog. viscerales Fett gesundheitlich als besonders bedenklich. Durch die Freisetzung bestimmter Botenstoffe werden Entzündungs-Prozesse gefördert. Langfristig steigt das Risiko für Tumor-Erkrankungen, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dagegen werden Fett-Depots an Hüften, Gesäß und Oberschenkeln nicht mit derart gravierenden Folgen in Verbindung gebracht. Forscher haben jetzt mit speziellen Verfahren der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) die Insulin-Sensitivität des Gehirns gemessen. Eine hohe Insulin-Empfindlichkeit von bestimmten Regionen des Gehirns (Hypothalamus) war mit einer geringen Menge an Bauchfett verbunden und umgekehrt. Darüber hinaus konnte bei hoher Insulin-Sensitivität durch Lebensstil-Änderung (Ernährung, Bewegung) eine auch langfristig anhaltende Gewichtabnahme und Abnahme der Fett-Depots am Bauch erreicht werden. Bei geringer Insulin-Empfindlichkeit (Insulin-Resistenz) war dagegen kaum ein Einfluss auf Gewicht und Bauchfett zu verzeichnen. Die Insulin-Empfindlichkeit des Gehirns hatte keinen Einfluss auf die übrigen Fettspeicher (Gesäß, Hüfte, Oberschenkel).
Kommentar: Die Untersuchungen zeigen einmal mehr, dass bestimmte Ausprägungen von Übergewichtigkeit auch durch Faktoren bedingt sind, die der Einzelne nicht beeinflussen kann. Die Forschungs-Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven zur Vermeidung und Behandlung von Übergewicht und besonders nachteiligen Fettablagerungen.
Gesündere Darmflora mit Normalgewicht - oder Statinen
Die Gesamtheit der Mikro-Organismen des Darms (Darmflora oder Mikrobiom) wird seit längerem auch mit der Entstehung von Übergewicht in Verbindung gebracht. Eine bestimmte ungünstige Zusammensetzung der Darm-Keime, als Bacteroides2 bezeichnet, geht mit chronischen Entzündungs-Reaktionen im Körper einher. Dies kann letztlich weitere Komplikationen wie z.B. Herzinfarkte begünstigen. Während diese Bakterien-Zusammensetzung nur bei 4% der untersuchten Teilnehmer mit Normalgewicht oder leichtem Übergewicht gefunden wurde, waren es 18% bei stark Übergewichtigen (Body-Mass-Index > 30 kg/qm). Nahmen diese aber ein Statin (Medikament zur Cholesterin-Senkung) ein, so betrug der Anteil nur 6%.
Kommentar: Möglicherweise ist die auch anti-entzündliche Wirkung von Statinen zumindest teilweise auf Veränderungen des Mikrobioms zurückzuführen. Die Optimierung des Mikrobioms könnte sich zukünftig als mögliche weitere Indikation für eine Behandlung mit Statinen herauskristallisieren.
Keine Gedächtnisstörung durch Cholesterin-Senker
Cholesterin ist wesentlicher Bestandteil des Gehirns. Ob die verbreitete Therapie mit Cholesterin-Senkern sich nachteilig auf kognitive Hirnfunktionen auswirkt, war Gegenstand der aktuellen Untersuchung. In der FOURIER-Studie war mit dem Cholesterin-Senker Evolocumab (Repatha® , wird alle 2—4 Wochen subcutan injiziert) im Vergleich zu einem Placebo (Schein-Medikament) eine deutliche Abnahme des LDL-Cholesterins sowie ein geringeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erreicht worden. Am Anfang und Ende der Studie (Verlauf im Mittel über 2,2 Jahre ) hatten mehr als 22.000 Patienten Fragebögen zu ihren Gedächtnis-Leistungen ausgefüllt. Eine Verschlechterung der Gedächtnis-Leistungen im Verlauf der Studie gaben 3,6% der Patienten in der Placebo-Gruppe und 3,7% der mit Evolocumab behandelten Patienten an. Auch die mit diesem Medikament erreichbare sehr intensive Senkung des Cholesterin-Spiegels war also nicht mit einem erhöhten Risiko für kognitive Defizite verbunden.
Kommentar: Bereits in einer zusammenfassenden Analyse zur Therapie mit Statinen hatten sich keine nachteiligen Effekte der Cholesterin-Senkung auf die Hirnleistung gezeigt (siehe Herz-News-Beitrag weiter unten). Auch in einer Teilgruppe von ca. 1200 Patienten der o.g. FOURIER-Studie hatten sich mit umfangreichen neuropsychologischen Testverfahren keine nachteiligen Wirkungen nachweisen lassen. Zumindest für die untersuchten Zeiträume von einigen Jahren ist eine negative Beeinflussung kognitiver Fähigkeiten durch Cholesterin-Senker nicht belegt.
Weniger venöse Thromb-Embolien mit Cholesterin-Senker
Der Cholesterin-Senker Evolocumab (Repatha®) war in der FOURIER Studie bei mehr als 27.000 Patienten mit Placebo (Schein-Medikament) verglichen worden und hatte sich als sehr wirksam zur Cholesterin-Senkung erwiesen. In einer aktuellen Analyse wurde jetzt untersucht, ob auch das Risiko für Beinvenen-Thrombosen und/oder Lungen-Embolien (zusammen venöse Thromb-Embolien) durch das Medikament günstig beeinflusst werden kann. Im Verlauf der Studie über mehr als 2 Jahre waren etwa 30% weniger thromb-embolische Ereignisse bei Behandlung mit Repatha® aufgetreten. Während der Effekt im ersten Jahr der Studie gering war, zeigten sich im zweiten Jahr nur noch etwa halb so viele venöse Thrombembolien. Dieser Effekt war insbesondere bei den Patienten nachweisbar, die initial ein deutlich erhöhtes Lipoprotein-a aufwiesen.
Quelle: Marston N. Originally published 29 Mar 2020 https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.120.046397
Zoler M; Medscape 21.4.2020
Kommentar: Die Analyse gibt einen überzeugenden Hinweis auf ein vermindertes Risiko für venöse Thromb-Embolien durch Behandlung mit dem Cholesterin-Senker Evolocumab. Dabei scheint das Lipoprotein-a eine herausragende Rolle zu spielen. Dieser besondere Bestandteil der Blut-Fette gilt als Risiko-Marker für kardiovaskuläre Komplikationen. Anders als bekanntere Fettwerte wie Cholesterin oder Neutralfette, lässt sich die Höhe des Lp-a kaum beeinflussen. Mit Repatha kann aber eine nennenswerte Absenkung des Lp-a-Spiegels um etwa 25% erreicht werden. Ob der o.g. Behandlungs-Effekt im wesentlichen auf der Abnahme von Lp-a beruht, muss weiter geklärt werden. Neuere Medikamente, die gezielt und sehr effektiv das Lp-a senken können, sind in klinischer Erprobung.
Kaffee empfohlen, "aber bitte mit Filter"
Bisherige Untersuchungen zu Nutzen oder Risiken von Kaffee haben keine einheitlichen Resultate ergeben. Auch wurde die Art der Zubereitung des Kaffees meist nicht näher untersucht. Norwegische Forscher berichten aktuell über Ergebnisse langfristigen Kaffee-Konsums von mehr als 500.000 Einwohnern. Dabei bevorzugten 59% der Teilnehmer Filterkaffee, 20% tranken Kaffee ungefiltert, 12% konsumierten beide Zubereitungs-Arten und 9% tranken keinen Kaffee. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hatten Konsumenten von Filterkaffee ein um 15% geringeres Sterbe-Risiko als Teilnehmer, die gänzlich auf Kaffee verzichteten. Das beste Ergebnis zeigte sich bei mäßigem Genuss von 1-4 Tassen Filter-Kaffee täglich. Bei den "Anhängern" von ungefiltertem Kaffee fand sich kein wesentlicher Unterschied im Vergleich zu "Nicht-Trinkern". Ein erhöhtes Risiko bestand dagegen bei Männern im Alter von mehr als 60 Jahren, die ungefilterten Kaffee bevorzugten, insbesondere bei einem Konsum von mehr als 9 Tassen täglich. Das höhere Risiko bei Genuss von ungefiltertem Kaffee ging auch mit einem höheren Cholesterin-Spiegel einher. Einige Bestandteile von ungefiltertem Kaffee können zu einem höheren Cholesterin-Spiegel beitragen.
Tverdal A et al. European Journal of preventive Cardiology. April 22, 2020. https://doi.org/10.1177/2047487320914443
ESC-Pressemitteilung: 23.04.2020
Schmidt J. Kardiologie.org. 24.4.20
Kommentar: Zur Erklärung des positiven Ergebnisses für Filterkaffee verweisen die Autoren auf mögliche antientzündliche, antithrombotische, antioxidative u.a. protektive Effekte. Dagegen können einige Bestandteile von ungefiltertem Kaffee zu einem höheren Cholesterin-Spiegel beitragen. Wie bei den meisten Untersuchungen zu Ernährungs-Gewohnheiten handelt es sich um eine retrospektive Betrachtung, sodass ein kausaler Zusammenhang möglich aber nicht zu belegen ist.
Mit Tofu weniger Herzinfarkte
Ob Soja-Produkte oder generell sog. Isoflavone sich günstig auf die Gesundheit auswirken, wird seit längerem diskutiert. Bei Isoflavonen handelt es sich um Pflanzen-Inhaltstoffe, die besonders in Soja-Produkten sowie rotem Klee vorkommen. In einer zusammenfassenden Analyse von 3 großen Studien wurden die Ernährungs-Gewohnheiten von mehr als 210.000 US-Bürgern, überwiegend Frauen, dokumentiert. Die Teilnehmer wurden über mehr als 20 Jahre beobachtet und das Auftreten von Herzinfarkten oder kardiovaskulären Todesfällen erfasst. Teilnehmer mit einem hohem Anteil von Isoflavonen in der Nahrung hatten ein um 13% geringeres relatives Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen als Teilnehmer mit geringer Isoflavon-Aufnahme. Bei häufigem Tofu-Konsum (mehr als einmal pro Woche) war das Risiko um 18% geringer als bei nur gelegentlichem (weniger als einmal pro Monat). Für Sojamilch zeigte sich ein nur um 13% geringeres Risiko. Der günstige Effekt von Tofu war besonders bei jüngeren Frauen und bei Frauen nach den Wechseljahren, die keine Hormon-Behandlung erhielten, nachweisbar.
Quelle: Ma L. et al. Circulation. 2020https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.119.041306Circulation. 2020;141:1127–1137
Kommentar: Isoflavon-reiche Ernährung, besonders Tofu, scheint das Risiko für Herzinfarkte zu verringern. Es ist bekannt, dass Isoflavone das LDL-Cholesterin senken und auch anti-entzündliche sowie anti-oxidative Wirkungen entfalten. Für das günstige Ergebnis bei jüngeren Frauen und Frauen ohne Hormon-Behandlung nach den Wechseljahren könnte die Östrogen-ähnliche Struktur bzw. leicht östrogenartige Wirkung verantwortlich sein. Isoflavone werden entsprechend häufig zur Behandlung von Wechseljahres-Beschwerden empfohlen. Insgesamt lässt sich ein kausaler Zusammenhang zwischen Soja-Konsum und Herzinfarkt-Risiko aber nicht ableiten, weil Teilnehmer mit hohem Soja -Konsum ganz allgemein einen gesünderen Lebensstil mit besserer Ernährung und auch mehr körperlicher Aktivität pflegten.
Neuer Cholesterin-Senker am Start
Der neue Cholesterin-Senker Bempedoinsäure ist EU-weit zugelassen worden. Die Substanz hemmt die Cholesterin-Synthese in der Leber und senkt den Cholesterin-Spiegel im Blut. Bei Patienten mit bereits bestehender Standard-Therapie mit einem sog. Statin konnte mit dem neuen Wirkstoff eine weitere Senkung des LDL-Cholesterins um 18% erreicht werden. Abgesehen von einer leicht erhöhten Tendenz zu Gicht-Beschwerden war das Präparat gut verträglich. Es wird einmal täglich oral eingenommen. Die Substanz kommt als Mono-Präparat mit dem Namen Nilemdo® oder in Kombination mit dem bekannten Medikament Ezetrol® als Nustendi® in den Handel. Das neue Arzneimittel soll eingesetzt werden, wenn mit den üblicherweise verordneten Statinen keine ausreichende Senkung des LDL-Cholesterin erreicht werden kann oder Unverträglichkeiten bestehen.
Quelle: Arznei-News 7.4.20
Peter Overbeck; Kardiologie.Org, 7.4.20
Kommentar: Mit bisher verfügbaren oralen Medikamenten kann das LDL-Cholesterin nicht immer im gewünschten Ausmaß gesenkt werden. Oft sind der Therapie auch durch auftretende Nebenwirkungen, wie z.B. Muskel-Beschwerden, Grenzen gesetzt. Der neue Wirkstoff erweitert jetzt das Spektrum der oralen Therapie-Optionen. In weiteren Untersuchungen soll geklärt werden, ob sich damit auch kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindern lassen. Anders als die Statine, die das Auftreten eines Diabetes begünstigen sollen, hat die neue Substanz offensichtlich keinen solchen Effekt.
Effektive Cholesterinsenkung mit nur 2 Injektionen pro Jahr- Neuer Cholesterin-Senker vor der Zulassung
In 3 großen Studien (ORION) wurde der neue Cholesterin-Senker Inclisiran getestet. Bei Inclisiran handelt es sich um ein chemisch verändertes RNA-Molekül, das zu einer verstärkten Aufnahme von Cholesterin aus dem Blut in die Leberzellen führt und nur 2 mal pro Jahr subcutan (unter die Haut) injiziert werden muss. Bei mehr als 2000 Patienten mit deutlicher Cholesterin-Erhöhung und/oder schon vorhandener Atherosklerose wurde Inclisiran mit Placebo (Schein-Medikament) verglichen. Alle Patienten standen bereits unter Behandlung mit herkömmlichen Cholesterin-Senkern wie z.B. Statinen. Über die Studiendauer von im Mittel 18 Monaten konnte eine Reduktion des LDL-Cholesterins um ca. 50% bei Behandlung mit Inclisiran erreicht werden. Abgesehen von gelegentlich leichten Reaktionen an der Injektionsstelle war keine wesentliche Häufung ernster Nebenwirkungen festgestellt worden.
Quelle: Raal FJ, et al.: N Engl J Med 2020; DOI: 10.1056/NEJMoa1913805.
Ray KK, et al.: N Engl J Med 2020; DOI: 10.1056/NEJMoa1912387
Kommentar: Mit den bereits verfügbaren und in der Regel sehr gut wirksamen Cholesterin-Senkern kann dennoch nicht immer eine Absenkung der Cholesterin-Werte in den angestrebten Zielbereich erreicht werden. Nicht selten erschweren auch Unverträglichkeiten von Medikamenten eine zufriedenstellende Einstellung. Daher kann Inclisiran das Spektrum der therapeutischen Optionen sinnvoll erweitern. Mit nur einer Injektion alle 6 Monate kann das LDL-Cholesterin sehr effektiv und offensichtlich nebenwirkungsarm gesenkt werden. Die Markt-Zulassung ist bei den zuständigen Behörden beantragt. In einer noch mehrere Jahre laufenden Studie soll untersucht werden, ob die durch Inclisiran erreichbare Cholesterin-Senkung auch mit einer Abnahme kardiovaskulärer Komplikationen (Herzinfarkt, Schlaganfall) einhergeht.
Kokosöl erhöht Cholesterin-Werte
Oft wird über vermeintlich positive gesundheitliche Wirkungen von Kokosölen berichtet. In der aktuellen Analyse wurden die hierzu vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse aus insgesamt 16 Studien zusammenfassend ausgewertet. Dabei fanden die Forscher ein um 10,5 mg/dl höheres LDL-Cholesterin und ein um 4,0 mg/dl höheres HDL-Cholesterin bei Verwendung von Kokosölen im Vergleich zu nicht-tropischen Pflanzen-Ölen. Hieraus errechneten sie ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen. Demgegenüber fand sich für die oft behaupteten Vorteile von Kokosölen, nämlich eine günstige Beeinflussung von Entzündungswerten, Körpergewicht oder Blutzucker-Stoffwechsel kein Hinweis.
Quelle: Neelakantan N. et al. Circulation2020; https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.119.043052
Sacks M. Circulation 2020; https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.119.044687
Kommentar: Kokosöl besteht zu 90% aus gesättigten Fettsäuren und führt damit, wie oben ausgeführt, zu einer ungünstigen Beeinflussung des Cholesterin-Stoffwechsels. Deswegen, sowie aufgrund der fehlenden Hinweise auf andere positive Wirkungen, sollten zur Ernährung vorzugsweise nicht-tropische Pflanzen-Öle wie z.B. Olivenöl verwendet werden. Gegen die gelegentliche Verwendung von Kokosölen z.B. aus Geschmacks-Gründen dürften keine Einwände bestehen. In der vorliegenden Untersuchung wurde nicht nach der Qualität und Art des verwendeten Kokosöls differenziert. Mögliche positive Effekte, z.B. Entzündungshemmung durch Polyphenole in unraffinierten Kokosölen, sind daher nicht ausgeschlossen.
Ein Ei pro Tag offensichtlich unbedenklich
Eine zusammenfassende Analyse mehrerer Studien mit mehr als 177.000 Teilnehmern in 50 Ländern der Welt ging der Frage nach, inwieweit sich der Verzehr von Eiern auf Blutfett-Werte (insbesondere Cholesterin) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt. Dabei verglichen die Forscher Personen, die mindestens ein Ei täglich verspeisten, mit denen, die weniger als ein Ei pro Woche verzehrten. Es fand sich kein Unterschied der Blutfettwerte zwischen beiden Gruppen. Auch im Hinblick auf die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder die Sterblichkeit fand sich kein nennenswerter Unterschied.
Dehghan M et al. American Journal of Clinical Nutrition 2020. https://doi.org/10.1093/ajcn/nqz348
Kommentar: In der Vielzahl der Studien zu möglichen Risiken des Eier-Konsums zeichnet sich die vorliegende Untersuchung durch ihre große, weltweite Studien-Population sowie das gleichzeitige Vorliegen von Blutfett-Werten aus. Nach diesen Daten scheint der moderate Verzehr von einem Ei täglich nicht mit einem erkennbar erhöhten Risiko einherzugehen.
Höhere Lebens-Erwartung durch grünen Tee ?
Über mögliche positive Wirkungen von grünem Tee auf das Herz-Kreislauf-System liegen bisher widersprüchliche Beobachtungen vor. In einer aktuellen chinesischen Studie wurden über 100.000 Teilnehmer nach ihren Trink-Gewohnheiten in zwei Gruppen eingeteilt. In einer Gruppe konsumierten die Teilnehmer mindestens dreimal pro Woche Tee, während die Teilnehmer der anderen Gruppe weniger oder gar keinen Tee zu sich nahmen. Nach einer Beobachtungszeit von 7,3Jahren (Median) zeigte sich in der Gruppe mit höherem Tee-Konsum ein um 20% geringeres Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle, ein um 22% geringeres Risiko für Todesfälle aufgrund von Herzinfarkt oder Schlaganfall und ein 15% geringeres Risiko für die Gesamt-Sterblichkeit. Für einen 50-jährigen Teilnehmer ging damit eine Verlängerung der Lebenserwartung um 1,26 Jahre einher. Noch ausgeprägter waren die Effekte bei denjenigen, die über Jahre hinweg durchgehend den Tee-Konsum pflegten. Der positive Einfluss konnte nur bei Konsumenten von grünen Tee, nicht aber von schwarzem TEE nachgewiesen werden. Allerdings hatte nur eine geringe Anzahl der Teilnehmer schwarzen Tee konsumiert, sodass die Datenlage diesbezüglich limitiert bleibt. Auch wird darauf hingewiesen, dass bei der Fermentierung von schwarzem Tee sog. Polyphenole zerstört werden können, die durch ihre Effekte auf Blutdruck und Fett-Stoffwechsel der günstigen Wirkung von grünem Tee zugrunde liegen sollen.
Quelle: X. Wang et al. European Journal of preventive cardiology 2020. https//Doi.org/10.1177/2047487319894685
Kommentar: Es wird von den Autoren selbst darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse keinen kausalen Zusammenhang belegen, sondern lediglich im Sinne einer Assoziation zu werten sind. So können andere Unterschiede in den Ernährungs-Gewohnheiten oder auch Lebens-Bedingungen zwischen den beiden Gruppen zu diesem Ergebnis beigetragen haben. Eine wünschenswerte randomisierte Studie, bei der Teilnehmer zufallsmäßig einer Gruppe (viel Tee oder wenig Tee) zugeteilt werden, wird sich über längere Zeiträume aber kaum realisieren lassen.
Cholesterin-Senker ohne Risiko für Gedächtnis-Leistung
Statine werden häufig bei Patienten mit Atherosklerose verordnet, um den Cholesterin-Spiegel zu senken. Dadurch können Todesfälle, Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindert werden. Darüber hinaus zeichnen sich die Medikamente durch gute Verträglichkeit aus. Vereinzelt wurde in der Vergangenheit aber der Verdacht auf eine Beeinträchtigung kognitiver Fähigkeiten unter Statin-Therapie geäußert. Dieser wichtigen Frage ging eine Studie in Australien bei Patienten im Alter von 70-90 Jahren nach. Dazu wurden 642 Patienten mit Statin-Therapie und 395 Patienten ohne Statin-Therapie über einen Zeitraum von 6 Jahren regelmäßig im Hinblick auf kognitive Funktionen untersucht. In beiden Gruppen nahmen die Gedächtnis-Leistungen über die Jahre erwartungsgemäß etwas ab. Es zeigte sich aber kein relevanter Unterschied zwischen den beiden Behandlungs-Gruppen. Tendenziell war unter Statin-Therapie die altersgemäße Abnahme der Gedächtnis-Leistungen sogar geringer ausgeprägt und die geistige Leistungsfähigkeit größer. Auch bei MRT-Untersuchungen fanden sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf Gehirn-Größe oder andere Parameter.
Quelle: Samaras K et al. JACC 2019:74;21:2554-2568
Kommentar: Nicht selten werden verschriebene Medikamente aus Sorge vor Nebenwirkungen nicht regelmäßig eingenommen oder sogar ganz abgesetzt. Die Sorge vor einer nachteiligen Wirkung von Statinen auf Gedächtnis–Leistungen ist nach den genannten Studien-Daten unbegründet.
Non-HDL-Cholesterin: bessere Prognose durch frühe Diagnose und Therapie
Dem sog. Non-HDL-Cholesterin (Gesamt-Cholesterin abzüglich des "schweren" HDL-Cholesterins) wird ein ähnlich schädlicher Einfluss auf die Arterien zugeschrieben wie dem meist gemessenen LDL-Cholesterin ( "leichtes" Cholesterin). In einer aktuellen zusammenfassenden Analyse wurden die Daten von nahezu 400.000 Teilnehmern aus internationalen Studien zusammengeführt. Alle Teilnehmer waren zu Beginn der Studie noch frei von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei niedrigem Non-HDL-Cholesterin hatten die Teilnehmer nur ein geringes Risiko, im Verlauf von 30 Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden (7,7% der Frauen und 12,8% der Männer). Bei hohem Non-HDL-Cholesterin erhöhte sich dieses Risiko auf 33.7% (Frauen) bzw. 43.6% (Männer). Dabei wiesen die jüngeren Teilnehmer das höchste Risiko im Langzeit-Verlauf auf. Je früher Bemühungen zur Senkung des Non-HDL-Cholesterins eingeleitet wurden, umso eindrücklicher konnte das Langzeit-Risiko vermindert werden.
Quelle: Brunner FJ et al. Lancet 2019 Dec 3. pii: S0140-6736(19)32519-X. doi: 10.1016/S0140-6736(19)32519-X.[Epub ahead of print]
Kommentar: Ähnlich wie beim Rauchen ist offensichtlich auch beim Cholesterin die Dauer des schädlichen Einflusses von Bedeutung. Es scheint also sinnvoll zu sein, schon in jüngeren Jahren die Cholesterin-Werte, insbesondere LDL-Cholesterin und Non-HDL-Cholesterin, zu überprüfen. Bei unerkannt hohen Werten können die Arterien sonst über Jahrzehnte geschädigt werden. Dementsprechend ist der größte Nutzen Cholesterin-senkender Maßnahmen zu erwarten, wenn sie frühzeitig eingeleitet werden. Die aktuellen Studien-Ergebnisse werden die Empfehlungen zur Primär-Prävention beeinflussen.
Auch nach Schlaganfall intensive Cholesterin-Senkung von Vorteil
Nach einem Schlaganfall aufgrund von Arteriosklerose (Arterien-Verkalkungen) wird in der Regel eine Behandlung mit Cholesterin-Senkern empfohlen. In der aktuellen Studie wurde untersucht, wie weit der Wert des LDL-Cholesterins gesenkt werden sollte. Dazu wurden mehr als 2800 Patienten nach Schlaganfall zwei Behandlungsgruppen randomisiert (zufallsmäßig, wie beim Werfen einer Münze) zugeteilt. In einer Gruppe wurde ein LDL-Cholesterin < 70 mg/dl angestrebt, in der anderen Gruppe ein LDL-Wert zwischen 90 und 110 mg/dl. Nach einem Verlauf von etwa 3.5 Jahren waren in der Gruppe mit intensiverer Senkung des Cholesterin relativ 22% weniger kardiovaskuläre Ereignisse ( Herzinfarkte, Schlaganfälle, Todesfälle und Gefäß-Eingriffe) aufgetreten.
Quelle: Amarenco P et al. N Engl J Med 2019.doi:10.1056/NEJMoa1910355
Kommentar: Die Studie belegt, dass auch nach Arteriosklerose-bedingtem Schlaganfall eine intensivere Senkung des LDL-Cholesterins angestrebt werden sollte. Nach den aktuellsten Leitlinien zur Cholesterin-Senkung wird sogar empfohlen das LDL-Cholesterin bei manifester Arteriosklerose auf unter 55 mg/dl abzusenken (siehe auch Beitrag zu "LDL-Cholesterin: Neue Leitlinien, neue Zielwerte" weiter unten.
Rotes Fleisch rehabilitiert?
Der Verzehr von rotem Fleisch (Rind, Schwein, Schaf) wurde von vielen Ernährungs-Experten bisher eher kritisch gesehen. Rotes Fleisch steht im Verdacht, die Entstehung von Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu begünstigen. In zahlreichen früheren Studien war der Einfluss von diätetischen Beschränkungen von rotem Fleisch und verarbeiteten Fleischprodukten wie Wurst untersucht worden. In einer angesehenen Fachzeitschrift wurden jetzt Ergebnisse dieser Studien mit mehreren Millionen Personen zusammenfassend neu analysiert. Bei einem Verzicht auf 3 Fleisch-Mahlzeiten / Woche (also z.B. nur 3 Fleisch-Mahlzeiten anstatt 6 pro Woche) zeigten sich über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren nur sehr geringe Effekte. Der eingeschränkte Fleisch-Konsum war mit einer geringeren Rate an Todesfällen durch Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen von etwa 0.5% bzw. 1.0% verbunden, auch traten etwa 1.0% weniger Neu-Erkrankungen an Diabetes auf. In einer begleitenden Stellungnahme werden die Datenlage aber als zu unsicher und die Effekte als zu gering eingeschätzt, um eine Änderung gewohnter Ernährungsstile zu empfehlen.
Zeraatkar D et al. Ann intern Med 2019 Oct 1. doi: 10.7326/M19-0622. [Epub ahead of print]
Kommentar: Wenn auch die Effekte als gering und die Datenlage als nicht gesichert angesehen werden, so war doch auch in dieser zusammenfassenden Analyse ein leicht geringeres Risiko jeweils bei reduziertem Fleisch-Konsum beobachtet worden. Die bisher von Fachgesellschaften und Ernährungs-Experten empfohlene Zurückhaltung beim Verzehr von rotem Fleisch und verarbeiteten Produkten erscheint daher weiterhin gerechtfertigt. Andere Betrachtungen wie einerseits der Einfluss auf die Lebensqualität der Teilnehmer, andererseits Aspekte des Tierwohls oder der Auswirkungen auf Klima und Umwelt, waren in der aktuellen Analyse nicht berücksichtigt worden.
Beeinflusst die genetische Veranlagung für Cholesterin- und Blutdruck-Werte das kardiovaskuläre Lebenszeit-Risiko ?
Genetisch bedingte Unterschiede wirken sich lebenslang aus. Wie wirken sich genetisch bedingte Unterschiede aus, wenn sie die Höhe des Cholesterin-Spiegels und /oder den Blutdruck betreffen ? Dieser Frage gingen Forscher in Cambridge (UK) nach. Anhand der Daten von fast 440.000 Tausend UK-Bürgern konnte gezeigt werden, dass bestimmte genetische Varianten mit einem um 14 mg/dl niedrigeren LDL-Cholesterin und um etwa 3 mmHG niedrigeren systolischen Blutdruck verbunden sind. Dies führte im Langzeit-Verlauf zu einem um fast 40% geringeren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (Tod, Schlaganfall u.a.). Teilnehmer mit einem um etwa 40 mg/dl niedrigeren LDL-Cholesterin und zusätzlich einem um 10 mmHg niedrigeren systolischen Blutdruck hatten ein um fast 80% geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen.
Quelle: Ference B et al. JAMA September 2019
Kommentar: Genetisch bedingt niedrigere LDL-Cholesterin- und Blutdruck-Werte wirken sich lebenslang aus und sind mit einem deutlich niedrigeren Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen (Herzinfarkt, Schlaganfall u.a.) verbunden. Die Befunde bestätigen noch einmal eindrucksvoll die große Bedeutung von LDL-Cholesterin und Blutdruck als Risiko- faktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Studie verdeutlicht aber auch das große Potential, das mit niedrigeren LDL-Cholesterin- und Blutdruck-Werten verbunden ist. Auch diejenigen, die aufgrund nicht so günstiger genetischer Voraussetzungen ein er-höhtes Risiko tragen, können also durch entsprechende Beeinflussung des Lebensstils und / oder medikamentöse Maßnahmen das Lebenszeit-Risiko erheblich vermindern.
LDL-Cholesterin: Neue Leitlinien, neue Zielwerte
Aktuelle Leitlinien der Europäischen Herzgesellschaft empfehlen eine noch weitere Absenkung des LDL-Cholesterins (allgemein als "leichtes" oder "schlechtes" Cholesterin bezeichnet).
LDL-Cholesterin: Je niedriger desto besser
In mehreren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass auch eine Absenkung des LDL-Cholesterins auf sehr niedrige Werte in der Lage ist, das Risiko für Herzinfarkt /Tod oder Schlaganfall weiter zu verringern. Eine Gefährdung war dagegen auch bei sehr niedrigen Werten nicht erkennbar. Daher wurden in den aktuellen Leitlinien die Ziel-Werte für die Senkung des LDL-Cholesterins neu festgelegt. Zunächst muss für jeden Patienten das individuelle Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bestimmt werden. Ein sehr hohes Risiko liegt z.B. vor bei bereits bekannter Atherosklerose, früherem Herzinfarkt oder Schlaganfall, früherer Bypass-Op. oder Stent-Implantation. Auch Patienten mit Diabetes + Organschäden (z.B. Eiweiß-Ausscheidung im Urin) gehören in diese Kategorie.
Neue Ziel-Werte für LDL-Cholesterin, je nach Risiko
Je nach individuellem Risiko sollten jetzt folgende LDL-Ziele angestrebt werden:
- Sehr hohes Risiko LDL-Cholesterin < 55 mg /dl (vorher < 70 )
- Hohes Risiko LDL-Cholesterin < 70 mg /dl (vorher < 100)
- Mittleres Risiko LDL-Cholesterin < 100 mg/dl (vorher <115 )
Zusätzlich sollte in allen Fällen eine Abnahme des LDL-Cholesterin um mindestens 50% vom Ausgangswert erreicht werden.
Weitere Diagnostik zur Risiko-Beurteilung
Die Leitlinien empfehlen jetzt auch, dass zumindest einmal das sog. Lipoprotein a (Lp-a) bestimmt werden sollte, um Patienten mit diesbezüglich sehr hohen Werten zu identifizieren. Auch bei diesen Patienten besteht ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und mit den PCSK9-Hemmern steht auch eine therapeutische Option zur Verfügung. Zur frühzeitigen Erkennung von Gefäß-Verkalkungen und zur besseren Risiko-Abschätzung sollten auch Ultraschall-Untersuchungen der Arterien (Halsschlagader / Art. carotis und der Becken/Leisten-Arterien) großzügig durchgeführt werden. Ggf. empfiehlt sich auch das Screening auf Calcium in den Herz-Kranz-Gefäßen mittels CT.
Therapeutische Optionen
Neben Lebensstil-Änderungen, insbesondere diätetischen Maßnahmen, sollten als Mittel der ersten Wahl die sog. Statine (Cholesterin-Synthese-Hemmer) eingesetzt werden. Falls erforderlich, bietet sich eine Kombination mit Ezetimibe an. Werden die Zielwerte dennoch nicht erreicht, stehen die sehr wirksamen PCSK9-Hemmer zur Verfügung, die allerdings subkutan injiziert werden müssen.
Quelle: 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias. European Heart Journal. 2019. doi:10.1093/eurheartj/ehz455
Kommentar: Zunächst muss in Absprache mit dem behandelnden Arzt individuell geklärt werden, welche Risiko-Kategorie auf Basis der neuen Leitlinien vorliegt. Zusätzlich sollten weitere Parameter wie Lp-a und Ultraschall-Untersuchungen der Arterien bei der Risiko-Beurteilung berücksichtigt werden. Daran orientiert sich dann der angestrebte LDL-Wert (s.o.).
Vegetarier und Veganer: Weniger Herzinfarkte - Mehr Schlaganfälle
In einer prospektiven Beobachtungs-Studie (EPIC-Oxford-Studie) wurden die Ernährungs-Gewohnheiten von mehr als 48.000 Teilnehmern im Vereinigten Königreich (UK) seit 1993 erfragt. Insgesamt 33% der Teilnehmer waren Vegetarier (kein Fleisch, kein Fisch). Etwa 16% der Teilnehmer waren sog. Pescetarier. Diese verzichteten auf Fleisch, konsumierten aber Fisch. Die übrigen waren Fleischesser. Die Gruppe der Veganer (kein Fleisch, kein Fisch, keine Eier, keine Milchprodukte) war mit 1832 Teilnehmern relativ klein. In der pri-mären Auswertung wurden daher Veganer und Vegetarier in der Gruppe der Vegetarier gemeinsam betrachtet. Bei allenTeilnehmern war zum Studienbeginn keine koronare Herz-Herzkrankheit (KHK), kein Herzinfarkt oder Schlaganfall bekannt.
Paradoxes Ergebnis bei Vegetariern und Veganern
Während einer 18-jährigen Beobachtungszeit trat eine KHK in 2820 Fällen und ein Schlag-Schlaganfall bei 1072 Teilnehmern auf. Das Risiko für das Auftreten einer KHK ( inclusive Herzinfarkt) war bei Vegetariern um 22% und bei Pescetariern um 13 % im Vergleich zu den Fleisch-Konsumenten vermindert. Gleichzeitig fand sich aber ein um 20% höheres Risiko für Schlaganfälle bei den Vegetariern, besonders war dies auf eine höhere Rate von sog. hämorrhagischen Schlaganfällen (im Zusammenhang mit einer Blutung) zurückzu-führen. Bei den Pescetariern bestand nur ein geringerer Trend zu mehr Schlaganfällen. In einer gesonderten Analyse der kleinen Gruppe der Veganer zeigt sich ebenfalls eine reduzierte Rate von KHK (- 18%) aber ein deutlich erhöhtes Risiko für Schlaganfälle (+ 35 %), meist in Form sog. ischämischer Schlaganfälle (verminderte Durchblutung als Ursache des Schlaganfalls).
Vegetarier eigentlich "gesünder"
Dabei zeigten sich von vornherein deutliche Unterschiede zwischen den Teilnehmer-Gruppen. Vegetarier waren im Durchschnitt 10 Jahre jünger (Pescetarier 7 Jahre) als die Fleisch-Konsumenten und litten auch seltener an Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht oder erhöhten Cholesterin-Werten. Sie rauchten seltener und waren sportlich aktiver, nahmen aber häufiger Nahrungs-Ergänzungsmittel ein.
Ursache für Schlaganfall-Risiko unklar
Die Autoren diskutieren verminderte Spiegel von Vitamin B12, Vitamin D, LDL-Cholesterin oder essentiellen Aminosäuren bei Vegetariern / Veganern, können letztlich das erhöhte Schlaganfall-Risiko aber nicht erklären.
Quelle: Tong T et al. BMJ 2019;366: 4897
Kommentar: Dass vegetarische / vegane Ernährung das Risiko für die Entwicklung einer KHK vermindern kann, war bereits in früheren Untersuchungen beobachtet worden. Die auffällige Erhöhung des Schlaganfall-Risikos kann derzeit aber noch nicht hinreichend erklärt werden. Das Ergebnis erstaunt gerade vor dem Hintergrund der wesentlich besseren Ausgangs-Lage der Vegetarier (deutlich jüngere Teilnehmer, insgesamt weniger Risikofaktoren). Daher ist eine atherosklerotische Ursache für die Schlaganfälle nicht wahrscheinlich, auch waren ja Herzinfarkte seltener aufgetreten. Die häufig "blutigen" Schlaganfälle könnten auf eine Beeinträchtigung des Gerinnungs-Systems hinweisen. Kritisch bleibt anzumerken, dass zahlreiche Teilnehmer ihre Ernährungs-Gewohnheiten im Lauf der Studie geändert hatten und dies bei der Auswertung nicht berücksichtigt wurde.
Nahrungs-Cholesterin vielleicht doch nicht so harmlos
Nicht selten wird darauf verwiesen, dass die Menge des mit der Nahrung aufgenommenen Cholesterins (z.B. in Form von Eiern) nicht von so großer Bedeutung sei, da ohnehin eine "endogene" Produktion von Cholesterin im Körper stattfindet. Diese Sichtweise wird von der hier vorliegenden Publikation nicht gestützt. Die Daten von nahezu 30.000 US-Bürgern, die ihre Ess-Gewohnheiten im Rahmen von Studien (6 Kohorten-Studien) protokolliert hatten, wurden zusammenfassend ausgewertet. Die Nachbeobachtungs-Zeit betrug 17,5 Jahre (Median). Es zeigte sich ein deutlich erhöhtes Risiko für die Sterblichkeit und kardiovaskuläre Erkrankungen mit steigender Cholesterin-Aufnahme bzw. zunehmendem Eier-Verzehr. Der Effekt war also Dosis-abhängig.
Quelle: Zhong VW et al. JAMA 2019;321:1081-95
Kommentar: Die Menge des mit der Nahrung aufgenommenen Cholesterins scheint durchaus nicht unbedenklich zu sein. Es bleibt aber zu berücksichtigen, dass der Verzehr von gesättigten Fettsäuren (reichlich in Speck, Fleisch, Wurst, Schinken, Schweineschmalz enthalten) die Cholesterin-Aufnahme erhöht. Der in den USA verbreitete Genuss von Eiern zusammen mit Speck zum Frühstück könnte sich hier zusätzlich ungünstig ausgewirkt haben.
Länger leben mit Frühstück?
Forscher in den USA gingen dieser Frage nach. Über 6550 Studien-Teilnehmer hatten von 1988-94 an einer sog. prospektiven Kohorten-Studie teilgenommen und waren zu ihren Ernährungs-Gewohnheiten befragt worden. Etwa 5 % der Teilnehmer frühstückten nie, 36% nur gelegentlich und 59% jeden Tag. In der Nachbeobachtungszeit bis 2011 war das regelmäßige Auslassen des Frühstücks mit einem signifikant erhöhten Risiko für Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Patienten, die nie frühstückten, hatten ein fast doppelt so hohes Risiko wie Patienten, die regelmäßig ein Frühstück einnahmen.
Quelle: Rong S et al. J Am Coll Cardiol 2019; 73 (16):2025-2032
Kommentar: Da es sich hier nicht um eine randomisierte Studie (d.h. keine Zufalls-mäßige Zuteilung zu den verschiedenen Ernährungs-Stilen) handelt, können zahlreiche andere Faktoren das Ergebnis beeinflusst haben, z.B. ungünstige Arbeitszeiten wie Nacht- oder Schichtarbeit oder allgemein ein erhöhtes Stress-Niveau. Zumindest geben die Studien-Ergebnisse aber keinen Anlass, aus gesundheitlichen Gründen auf das Frühstück zu verzichten.
Mit oder ohne Frühstück: Kein Einfluss auf Körpergewicht
Im Gegensatz zu reinen Beobachtungs-Studien wurden die Teilnehmer in randomisierten Studien zufallsmäßig (wie beim Werfen einer Münze) verschiedenen Ernährungs-Stilen zugeordnet. Während eine Gruppe auf das Frühstück verzichten sollte, nahmen Teilnehmer der anderen Gruppe regelmäßig ein Frühstück ein. In einer zusammenfassenden Analyse von randomisierten Studien fand sich eine höhere Energie-Aufnahme pro Tag in der Gruppe mit Frühstück. Dennoch zeigte sich kein wesentlicher Unterschied im Hinblick auf das Körpergewicht zwischen den Studien-Gruppen. Die Beobachtungsdauer erstreckte sich aber lediglich über mehrere Wochen.
Quelle: Sievert K et al. BMJ 2019;364:142
Kommentar: Trotz höherer Energie-Aufnahme hatte regelmäßiges Frühstück keinen Einfluss auf das Körpergewicht. Zumindest über relativ kurze Zeiträume von wenigen Wochen kann weder das regelmäßige Frühstück noch der regelmäßige Verzicht darauf als Strategie zum Abnehmen empfohlen werden.